Die Machtübernahme der Nationalsozialisten hat nicht nur ein politisches Erdbeben zur Folge, innerhalb kürzester Zeit wird auch die gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt einer Nation ausgelöscht. Verfolgt, bedroht, ihrer ökonomischen Basis beraubt, bleibt für viele jüdische Filmschaffende nur die Emigration, die traditionell mit den Zielorten Frankreich, England und USA verbunden wird. Tatsächlich bedeuten aber für etliche aus Deutschland Vertriebene die unmittelbaren Nachbarländer einen ersten, zumindest vorübergehend sicheren Hafen. Wien hat dabei eine besondere Anziehungskraft, der deutschsprachige Emigrantenfilm nimmt hier seinen Aufschwung und erobert für ein paar wenige Jahre die Kinos im noch freien Europa.
Die Online-Retrospektive präsentiert eine Auswahl von Filmen dieses Unerwünschten Kinos, dem ein zentraler Sammlungs- und Forschungsschwerpunkt des Filmarchiv Austria gewidmet ist, und macht sie damit erstmals überhaupt in digitaler Form zugänglich.
Die 2019 erschienene Publikation von Armin Loacker wurde mit dem Willy-Haas-Preis ausgezeichnet.