Ausstellung
100 Jahre Oskar Werner
Mensch Kunst Mythos
24.3.2022–5.3.2023
Specials zum 100. Geburtstag
Gymnasium Marchettigasse | METRO Kinokulturhaus
Wir feiern den Jahrhundertkünstler mit einem speziellen Jubiläumsprogramm: Großes Kino für Oskar Werner!
»Mit dem Theater bin ich verheiratet,
der Film ist meine Geliebte.«
Oskar Werner
Geboren am 13. November 1922 in Wien, zählt er zu den großen österreichischen Persönlichkeiten, die über die Grenzen des Landes hinaus Ruhm erlangten: Oskar Werner war eine Ausnahmeerscheinung – mit seinem Schauspieltalent, das ihn schon in jungen Jahren ans Wiener Burgtheater brachte, mit seiner unverwechselbaren Stimme, mit seiner Aura des Hollywoodstars, aber auch mit seinem Eigensinn und seinem kompromisslosen Kunstverständnis, seiner Kritik am Kulturbetrieb und seiner politischen Haltung. Werners Hamlet-Interpretation der 1950er-Jahre war ebenso epochal wie seine Rolle als Jules in François Truffauts JULES ET JIM oder als Schiffsarzt in Stanley Kramers SHIP OF FOOLS in den 1960er-Jahren. Seine Lesungen gehören noch heute zu den eindrucksvollsten Literaturinterpretationen. Die Kraft seiner Stimme und seines mimischen Ausdrucks überdauerte auch den künstlerischen Bruch in seinem letzten Lebens- und Schaffensjahrzehnt.
Als Als Oskar Werner im Alter von 25 Jahren die Rolle des labilen, im Nationalsozialismus Halt suchenden Hermann in Karl Hartls DER ENGEL MIT DER POSAUNE übernimmt, ist der weitere Weg vorgezeichnet: Mit dem Kassenschlager wird er einem größeren Publikum bekannt. 1948 und zwei Filme später spielt er in RUF AUS DEM ÄTHER bereits die Hauptrolle. Sein virtuoses Können, sein charismatisches Aussehen und das besondere Timbre seiner Stimme machen den Jungschauspieler zum gefragten Ausnahmetalent.
Dabei sieht sich Werner künstlerisch eher im Theater als vor der Kamera und hält sich an ein Credo Max Reinhardts, dass dem Schauspieler die Bühne gehört. Der Film hingegen, so Werner, gehöre dem Regisseur. 1950 folgt mit DECISION BEFORE DAWN unter der Regie von Anatole Litvak das subtile Porträt eines zweifelnden Wehrmachtssoldaten, und Werners Talent wird auch in Hollywood wahrgenommen. Doch weitere Angebote lehnt er ab, da man mit ihm »Filme machen will, als wenn ich im Drugstore entdeckt worden wäre! Da sagte ich: Schauen Sie, mit Mickey-Mouse und Rin-Tin-Tin kann man auch Filme machen, die waren auch Movie-Stars, aber die können nicht Shakespeare spielen.«
Die Bestsellerverfilmung SHIP OF FOOLS markiert 1964 schließlich Werners endgültigen Durchbruch in Hollywood, der sich nicht zuletzt dank Stanley Kramer als erfolgreich erweist. Werner über ihre wertschätzende Zusammenarbeit: »The producer and the artist in him is very much in balance, and the producer never wins.« Jedoch sollte dieser Idealzustand eine Ausnahme bleiben, die anschließenden Produktionen sind von Auseinandersetzungen geprägt und der Schauspieler empfindet Ende der 1960er-Jahre in den USA eine künstlerische Stagnation. Da er sich zeitgenössischen Filmen verschließt – Regisseure wie Rainer Maria Fassbinder sind ihm ein Gräuel – folgt auf die Stagnation die Isolation, und Mitte der 1970er-Jahre endet Werners Filmkarriere.
»Mein Gott sind Sie hinreißend in JULES ET JIM – Sie waren alles!« Was nicht nur Romy Schneider begeistert, ist Werners absolute Hingabe an seine Rollen, sein kompromissloser Anspruch auch an sich selbst, die geistige und moralische Haltung, die er in seine Figuren legt. Ob benannter Jules, Hermann Alt, Karl Maurer alias Happy, Hauptmann Wüst, Leutnant Zeno, Judas Ischariot, Dr. Schumann oder Agent Fiedler – sie alle sind Ausdruck von Oskar Werners großer Kunst, die noch Jahrzehnte nach seinem Tod maßlos berührt, fasziniert und in kinematografischen Sternstunden weiterlebt. (Raimund Fritz)
»Oskar Werner is an exceptional artist. More than that, total commitment to the integrity of his art is a way of life. The blend of artistry and commitment – it means so much an promises so much more.«
Stanley Kramer
»Was mich nicht interessiert, das spiele ich nicht.«
Oskar Werner
»Oft hat man mich gefragt, wo ich den Herzanfall studiert habe … Ich habe ihn nicht studiert. Ich habe keinen Arzt konsultiert. So habe ich gefühlt, müsste es sein. Das ist dann innere Wahrheit.«
Oskar Werner über seinen Filmtod in SHIP OF FOOLS
»Anpassungsfähigkeit ist eine Eigenschaft,
die ich nicht anstrebe.«
Oskar Werner
Ausstellungsteam
GESAMTLEITUNG
Ernst Kieninger
GESAMTKONZEPTION
Martina Zerovnik
KURATOR_INNEN
Raimund Fritz, Martina Zerovnik
AUSSTELLUNGSGESTALTUNG UND -GRAFIK
Mark und Hamann, Wien
Mit freundlicher Unterstützung der Erben Oskar Werners sowie unter Verwendung seines Nachlasses.