Was ist jüdischer Film?

DER PROZESS

Regie:
Georg Wilhelm Pabst
Jahr:
1948
Land:
A

BUCH:
Kurt Heuser, Emeric Roboz, Rudolf Brunngraber, nach dessen Roman Prozeß auf Leben und Tod
KAMERA:
Oskar Schnirch, Helmuth Ashley
MUSIK:
Alois Melichar
MIT:
Ernst Deutsch, Ewald Balser, Marianne Schönauer, Aglaja Schmid, Maria Eis, Hermann Thimig, Josef Meinrad, Max Brod, Heinz Moog, Gustav Diessl

LÄNGE:
109 min
FORMAT:
s/w, 35mm (Kopie aus der Sammlung des Österreichischen Filmmuseums)
FASSUNG:
deutsche Originalfassung

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17:30 Einführung mit Klaus Davidowicz

Angelehnt an eine wahre Begebenheit im Jahr 1882, geht Pabst zu den Anfängen des modernen Judenhasses zurück. Mit diesem Kunstgriff gelingt es ihm, die Nachkriegsgesellschaft nicht unmittelbar mit dem Naziregime zu konfrontieren, aber umso nachdrücklicher auf die Folgen des Antisemitismus hinzuweisen. Geschickt bürstet Pabst auch das Nazi-Kino gegen den Strich: Er zeigt Motive des Propagandakinos, die jüdische Orthodoxie – jedoch nicht in Form widerlicher Karikaturen oder fremder Exoten, sondern als normale, fromme Menschen. Der Gesang des Vorbeters in der Synagoge ist hier kein Kontrapunkt zu deutschen Volksweisen wie in JUD SÜSS. Vielmehr funktioniert der Film als Spiegel. DER PROZESS ist die erste wirkliche filmische Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus in Österreich. Die Kinosäle damals blieben leer. (Klaus Davidowicz)