V’23: Keine Angst!
DER SIEBENTE KONTINENT
Jeden Morgen klingelt der Wecker um sechs Uhr, dann Nachrichten, Frühstücken, Fahrt zur Schule und in die Arbeit, dort Monotonie bis zum Feierabend, Einkaufen, Abendessen, Fernsehen, Schlafen – jahrelang der routinierte wie unspektakuläre Alltag einer Linzer Mittelstandsfamilie, den sie inzwischen so verinnerlicht hat, dass ihr als Ausweg nur noch der Selbstmord bleibt. So machen sie mit derselben Präzision das kaputt, was sie über die Jahre kaputt gemacht hat: ihr soziales Netz, ihren Besitz, ihre Existenz – bis am Schluss nichts mehr übrig bleibt. Für sein Kinodebüt, zugleich der Auftakt zur »Trilogie der emotionalen Vergletscherung«, ließ sich Michael Haneke von einem ähnlichen Fall inspirieren und zeichnet in nüchternen Bildern ein Traktat über das »Grauen der Wirklichkeit«. (Florian Widegger)