High Noon in Vienna
HIGH NOON
Viele deuteten den Film als Anti-Western, Howard Hawks fand ihn gar »unamerikanisch« und unrealistisch, eine Spiegelung der McCarthy-Ära mit ihrer dämonischen »Hexenjagd« auf vermeintliche Kommunisten. Aber es ist Zinnemans Inszenierung, in der die Westernstadt Hadleyville nichts anderes als eine Erinnerung an das Wien von 1938 ist. Hadleyville mutiert in kürzester Zeit zu einem feindlichen Ort, in dem der zuvor angesehene Sheriff Kane keine Freunde und Unterstützer mehr finden kann. Genauso hatte Wien nach dem »Anschluss« 1938 in kürzester Zeit das antisemitische Programm des Dritten Reichs, das dort über Jahre durchgesetzt worden war, umgesetzt. Kane stellt sich dem Feind, bevor er geht. HIGH NOON ist auf doppelte Weise exemplarisch für Zinnemann: Einerseits der Ruf zum Widerstand, andererseits das selbstbestimmte Individuum, das seinen Weg geht. (Klaus Davidowicz)