Kafka im Kino
KLASSENVERHÄLTNISSE
KLASSENVERHÄLTNISSE ist die Antithese zu vielen Kafka-Kinoadaptionen, denn, anstatt die bedrückende Atmosphäre der Vorlage mittels Tricks und Ausstattung zu imitieren, verzichten Straub-Huillet wie immer auf schmuckes, »filmisches« Beiwerk und sind einzig und allein mit aller Klarheit dem Text selbst verpflichtet. Der handelt von dem jungen Karl Rossmann, der wegen einer Affäre mit einem Dienstmädchen von seinen Eltern verstoßen wird und zu seinem reichen Onkel in ein fiktives Amerika auswandert. Auch bei ihm findet er nur kurz Aufnahme und zieht schließlich, mal alleine, mal in Begleitung, von einer Gelegenheitsarbeit zur nächsten, um von jenen Verhältnissen, von denen der Filmtitel spricht, zu erfahren, wie auch davon, wie der Kapitalismus eine lächerlich-grausame Gesellschaft formt. (Florian Widegger)