Die »Neo-UFA«
SCHÖNES SCHLAMASSEL
Wolfgang Murnberger gelingt die Seltenheit einer deutsch-jüdischen Gegenwartskomödie. Er erzählt dabei nicht nur eine romantische Lovestory, sondern setzt sich auch mit den Abgründen des deutschen Philosemitismus auseinander. Sind Philosemiten nicht Antisemiten, die Juden lieben? »Daddy war ein Nazi gewesen, sie aber wurde eine jüdische Schriftstellerin«, beginnt die Erzählung »Aus Dresden, ein Brief« von Maxim Biller, in der er die verdrehten Täter- und Opferperspektive made in Germany beleuchtet. Am spannendsten ist im Film die Figur des Schlomo Wisniewski, die auf realen Vorbildern beruht. »Fake Jews« – Menschen, die angeben jüdisch zu sein, und es gar nicht sind: so wie der Schweizer Bruno Dössekker, der als Binjamin Wilkomirski erfundene Erinnerungen einer Shoah-Kindheit veröffentlichte, die bis zur Enttarnung euphorisch gefeiert wurden. (Klaus Davidowicz)
Wolfgang Murnberger ist im Dezember eine Retrospektive gewidmet.