Franz Novotny
STAATSOPERETTE
Klerikale Entrüstung, Bombendrohung, Parlamentsdebatte. Franz Novotnys tolldreiste Erste-Republik-Satire STAATSOPERETTE brachte 1977 so manches öffentliche und private Gemüt zum Überhitzen. Von Blasphemie war da die Rede, vom »Untergang des Abendlandes« und von »Verhöhnung der Heimat«. Tatsächlich hatte das ORF-Österreich bis dahin keine freizügigere, oder besser: freigeistigere Interpretation nationaler Geschichte erlebt. Dollfuß als singende Aufziehfigur oder Ignaz Seipel als Kriecher vor dem Duce sind nur zwei der Zutaten, mit denen Novotny und der Komponist Otto M. Zykan ihr karnevaleskes Musiktheater würzen. Schrill und frech auch das Vorprogramm, ein Kurzfilm, aufgeführt anlässlich einer feierlichen Werbefirmenvorstellung – den sich die Auftraggeber wohl anders vorgestellt hatten. (red)