Living Collection
THE CAMERA, ME, MYSELF AND I AND SOME OF THE OTHERS – SELFIES IM ANALOGEN ZEITALTER
Die Selfiekultur ist im digitalen Zeitalter ein allgegenwärtiges Phänomen. Die populär gewordene Pose vor der eigenen Kamera dient gewissermaßen der permanenten Selbstvergewisserung, meist gepaart mit Mitteilungsbedürfnis und ökonomischer Markttauglichkeit. Das Agieren vor der Kamera bzw. die performative Selbstinszenierung kennt seit jeher auch die filmisch-künstlerische Praxis, und dieses Programm legt davon Zeugnis ab: Die Palette reicht von der Hinterfragung von Rollenklischees und (feministischer) Gesellschaftskritik über semiprivate Aufzeichnungen von Vergänglichkeit und Alterungsprozessen bis hin zu kinematografischen Versuchsanordnungen und Medienarchäologien. Unterschwellig Narzisstisches wird abgelöst von kritischer Reflexion, die bisweilen auch dem Medium selbst gilt. Adressaten jeder Art von persönlicher Selbstdarstellung und Entäußerung bleiben hier wie dort freilich stets die »Anderen«. (Gerald Weber)