Rama, eine junge Schriftstellerin aus Paris, verfolgt in der nordfranzösischen Kleinstadt Saint Omer den Prozess gegen die ungefähr gleichaltrige Philosophiestudentin Laurence, die wie sie aus dem Senegal stammt. Sie ist des Mordes an ihrem 15 Monate alten Kind angeklagt, doch so einfach ist die Sache nicht: Sie gesteht zwar, das Kind ins Meer gelegt zu haben, spricht jedoch von Zauberei und plädiert auf nicht schuldig … Eine moderne Medea-Geschichte erzählt die vielfach ausgezeichnete Alice Diop in ihrem ersten Spielfilm. Ausgehend von einem realen Fall, interessiert sie sich vor allem für die Umstände der Tat, stellt dabei universelle Fragen nach Traumata, Rassismus und Mutterschaft und zeichnet entlang der Brüche weiblicher Biografien ein komplexes wie ambivalentes Bild. Ausgezeichnet mit dem Großen Preis der Jury beim Filmfestival in Venedig. (Florian Widegger)
