Retrospektiven
Cinema Royal
Mit Sissi, der Queen & Co im Kino
8.12.2022–18.1.2023
Wie in einer Ahnengalerie findet sich auf den folgenden Seiten eine Vielzahl monarchischer HerrscherInnen, deren Geschichten Eindrücke im Film hinterlassen und zahllose KünstlerInnen inspiriert haben. Das Kino ist von Beginn an auch eine Art magische Zeitmaschine, die das Publikum Jahrhunderte zurückversetzt und jene Figuren, die eigentlich unnahbar waren, in nun spürbare Nähe rückt: samt ihrer (oft abgesprochenen) Gefühle, ihrer Probleme, ihrer Schicksale. Doch das Kino kann noch mehr als das: nämlich diese Geschichten immer wieder neu erzählen, nicht bloß Pomp und Prunk reinszenieren, sondern sie in Bezug zur eigenen Gegenwärtigkeit setzen, die Figuren neu lesen und befragen.
Manche Monarchinnen (die weibliche Form ist an dieser Stelle bewusst gewählt, nehmen sie doch den größten Teil der Schau ein) werden Ihnen deshalb hier öfter begegnen, aus unterschiedlichen Epochen der (Film-)Geschichte, wodurch stets andere Akzente gesetzt werden. Will sagen: eine Maria Theresia hat in den 1950er-Jahren andere Probleme zu bewältigen als bei Axel Corti. Eine Maria Stuart von 2018 muss sich im Kampf um ihren Platz als Herrscherin umgeben von Männern ganz anders behaupten als eine aus den frühen 1970er-Jahren. Und in Filmen über das Leben von Kaiserin Sisi steht längst nicht mehr die Erfüllung des kitschigen Märchentraums, sondern das sprichwörtlich einengende Korsett bei Hofe im Fokus. Emanzipation spielt nicht nur bei gesellschaftspolitischen Fragen eine Rolle, sondern wird auch ästhetisch verhandelt: Sally Potters ORLANDO löst Fragen nach Geschlecht und Geschichte mit einem Handstreich auf und sich selbst von den alt hergebrachten Vorstellungen des Kostümfilms – das Kino danach konnte diese Revolution nicht ignorieren.
Nicht ignorieren lässt sich ebenso die Macht der Bilder, die Herrschende seit jeher für sich instrumentalisieren wollen. Das Kino kann dabei Mittel sein zur Repräsentation und Möglichkeit, sich mit dem Volk gemein zu machen. Während die Filmkunst noch in den Kinderschuhen steckt, buhlen KaiserInnen und KönigInnen förmlich um das neue Medium. Heute ist das Verhältnis zwischen Kino und Mächtigen um einiges kritischer. Auch von diesem Paradigmenwechsel wissen die Filme der Schau zu erzählen: Das alles sehende Auge der Kamera macht keine Standesunterschiede. (Florian Widegger)