Retrospektiven
Hedy Lamarr
Ihre Filme
12.12.2019–7.1.2020
Die Filmkarriere der energischen und selbstbewussten 16-jährigen Hedy Kiesler aus einer jüdischen Döblinger Familie begann 1930 in den Theatern und Filmstudios in Wien und Berlin. Nach kleinen Nebenrollen bei Max Reinhardt und in den Filmen GELD AUF DER STRASSE und DIE BLUMENFRAU VON LINDENAU zog sie die Aufmerksamkeit von Regisseuren und Drehbuchautoren auf sich. 1931 spielte sie die weibliche Hauptrolle in der sozialkritischen Komödie MAN BRAUCHT KEIN GELD. Das Filmplakat zeigte nacktes Bein – so viel, dass es überklebt werden musste.
Der Skandal war beste Reklame für die junge Hedy, die sich als der kommende Star des Wiener Films etablieren konnte. 1933 kam EKSTASE, ein Film über Leidenschaft und selbstbestimmte
weibliche Sexualität, in die Kinos und sorgte international für Furore. Die gescheiterte Ehe mit einem Wiener Industriellen, ihre dramatische Flucht 1937 über London nach New York und der Vertrag mit Louis B. Mayer, Chef von MGM, klingt wie nach Drehbuch – an dem derzeit in Hollywood auch gearbeitet wird. Bereits 1938 spielte Lamarr die Hauptrolle in ALGIERS. In den zahlreichen Filmen der folgenden 20 Jahre war die »schönste Frau der Welt« oft die Fremde, Geheimnisvolle, Exotische, kulturell Andere, für die nicht immer ein Happy End vorgesehen war, die allerdings durch Kleidung, Frisur, Schleier und Schmuck inhaltlich wie stilistisch starke Akzente setzte. In all ihren Rollen spielten Geschlechterbeziehungen, Körperlichkeit und die unendlichen Variationen des Begehrens eine zentrale Rolle, was in ihrem letzten und weitgehend vergessenen Spielfilm THE FEMALE ANIMAL einen Höhepunkt fand.
Von leichten Komödien wie THE HEAVENLY BODY und MY FAVORITE SPY über Beziehungsdramen wie H. M. PULHAM, ESQ. oder DISHONORED LADY, von historisch-epischen Stoffen wie LADY OF THE TROPICS oder SAMSON AND DELILAH bis hin zu Film noirs wie EXPERIMENT PERILOUS und THE STRANGE WOMAN reicht Lamarrs Palette der Darstellungskunst. In Filmen wie I TAKE THIS WOMAN, COME LIVE WITH ME oder A LADY WITHOUT PASSPORT stellte sie zudem eindeutige Bezüge zum Exil und zur Flucht aus Wien her.
In Lamarr treffen filmische, kreative und technologische Visionen auf eine starke Persönlichkeit von einzigartiger Ausstrahlung. Die Retrospektive bringt die vielen Gesichter der Schauspielerin Hedy Lamarr auf die Leinwand – zweifellos eine der einflussreichsten Frauen des 20. Jahrhunderts. (Frank Stern)
Die Retrospektive findet in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Wien statt, das »Lady Bluetooth« von 27. November 2019 bis 10. Mai 2020 eine Ausstellung widmet.