Retrospektiven
Klaus Maria Brandauer
Eine Hommage
15.1.–5.2.2020
SO 19.1., 16:30: Bühnengespräch mit Klaus Maria Brandauer über Arbeit, Karriere und Leben (Eintritt frei, Zählkarten am Veranstaltungstag an der Kinokassa erhältlich)
Brandauer wird 1943 als Klaus Georg Steng in Bad Aussee geboren. Angeblich zieht es ihn schon von Kindesbeinen an auf die Bühne, sein Schauspielstudium bricht er allerdings nach kurzer Zeit ab. Erste Erfahrungen sammelt er an kleineren Landestheatern, bis kein Geringerer als Fritz Kortner auf ihn aufmerksam wird und ihm die Rolle des Prinzen in seiner letzten Emilia-Galotti-Inszenierung gibt. Ab 1972 ist er Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater. In diese Zeit fallen die ersten Arbeiten vor der Kamera, häufig noch zusammen mit seiner ersten Frau, der Regisseurin Karin Brandauer. Seinen internationalen Durchbruch feiert er als von der Macht verführter Hendrik Höfgen im Oscargewinner MEPHISTO – eine schauspielerische Tour de Force.
Mit den Auszeichnungen häufen sich die Angebote, und umgekehrt. Die Rolle als Bond-Gegenspieler lehnt er zunächst ab, bis Sean Connery ihn mit der Aussicht auf »a lot of fun and a lot of money« überzeugt. Auch die des betrügerischen Baron Blixen in OUT OF AFRICA, für die er einen Golden Globe und eine Oscarnominierung erhält, übernimmt er erst nach anfänglichem Zögern. Sein Interesse für gebrochene Figuren vertieft er gemeinsam mit »seinem« Regisseur István Szabó in OBERST REDL und HANUSSEN, zwei weiteren Filmen, in denen sie die Mechanismen der Macht und die Verführbarkeit der Menschen ausloten.
Seine Auseinandersetzung mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts und dem Nationalsozialismus manifestiert sich auch in den beiden Spielfilmen, die Brandauer selbst inszeniert: Nach dem Leben des Widerstandskämpfers Georg Elser entsteht ein gleichnamiger Film, dem etwa eine halbe Dekade später die Thomas-Mann-Verfilmung MARIO UND DER ZAUBERER folgt. Auch wenn sich Brandauer in den letzten Jahren zugunsten des Theaters etwas vom Kino zurückgezogen haben mag, bleiben seine Darstellungen im Film nach wie vor extrem genau, höchst intensiv und immer sehenswert. Brandauer ist nie ein typischer Held und selten ein unangezweifelter Sympathieträger. Man hat vielmehr das Gefühl, seine Figuren fordern die Zuschauer zum genauen Hinsehen, zum Nachdenken, vielleicht zum Einspruch auf. (Florian Widegger)