Retrospektiven
 

Weiblich & Widerständig

Filmautorinnen im Europa der 60er- und 70er-Jahre

7.2.–3.3.2020

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Die beginnenden 1960er-Jahre sind in der Geschichte des Kinos eine spannende Zeit. In ganz Europa entstehen Strömungen, die eine neue Art des Geschichtenerzählens, des Nachdenkens über Film einfordern, die »Rebels without a Cause« erobern die Leinwände. Doch häufig werden neben all den Godards, Truffauts und Kluges jene vergessen, die neben der Erneuerung des Kinos noch den zweiten Kampf um Wahrnehmung und Anerkennung ihrer Arbeit kämpfen mussten: die Frauen. Es etablieren sich in Europa die ersten Filmautorinnen, welchen in diesem Programm Tribut gezollt wird.

 

Die Retrospektive basiert auf der von Sabine Schöbel kuratierten Schau »Aufbruch der Autorinnen«, die 2015 und 2016 im Zeughauskino in Berlin zu sehen war, und wurde von Florian Widegger um Filme aus den 1970er-Jahren und einen Schwerpunkt zum österreichischen Kino erweitert.


Weiblich & Widerständig – Filmautorinnen im Europa der 60er- und 70er-Jahre

Retrospektive vom 7. Februar bi 3. März 2020

Kurator_innen

Sabine Schöbel, Florian Widegger

Ticketreservierung

reservierung@filmarchiv.at
+43 1 512 18 03 (täglich 14:00–21:00)

Spielort

METRO Kinokulturhaus
Johannesgasse 4, 1010 Wien
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Weiblich und widerständig – so sind die Heldinnen der Filme unserer Retrospektive. Und so sind wohl auch jene Frauen, die diese Filme erdacht, geschrieben und gedreht haben. Was viele dieser Arbeiten eint: im Zentrum stehen häufig junge Frauen, vielleicht Spiegelbilder der Regisseurinnen, die beginnen, sich gegen die herrschenden Verhältnisse aufzulehnen – frech und spielerisch etwa wie die beiden Maries in Věra Chytilovás SEDMIKRÁSKY, schlau und augenzwinkernd wie eine dritte Marie in Nelly Kaplans LA FIANCÉE DU PIRATE, nachdenklich und überaus selbstreflexiv wie Chantal Akerman in ihrem Spielfilmdebüt JE TU IL ELLE oder forschend und fordernd wie Grischa in UNTER DEM PFLASTER IST DER STRAND. Die Anzahl der Spielfilmregisseurinnen im Europa der 1960er- und 1970er-Jahre ist verschwindend gering. Sie sind Einzelkämpferinnen in den Ländern auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs. Und sie erschaffen ausgesprochen unterschiedliche Werke, deren ästhetische Bandbreite diese Schau versucht, anhand ausgewählter Arbeiten von 20 Autorinnen abzubilden.

 

Die Experimentierfreudigkeit des internationalen Aufbruchskinos ist besonders groß. Noch heute dient diese für gesellschaftliche Veränderung und ästhetische Erneuerung stehende Periode der europäischen Filmgeschichte als wichtiger Bezugspunkt der Cinephilie, der Lehre, Forschung und Vermittlung. Die Nouvelle Vague, der italienische Autorenfilm, das britische Free Cinema, der Neue Deutsche Film, die tschechoslowakische Neue Welle, das Aufbruchskino in Skandinavien, Ungarn und am Balkan sowie das Tauwetterkino in der Sowjetunion werden zumeist mit männlichen Vertretern assoziiert. Weitaus weniger bekannt ist die Tatsache, dass sich in dieser Zeit auch Frauen als Regisseurinnen ausprobieren und beweisen.

 

Während in den jeweiligen nationalen Kinematografien diese Arbeiten als – mehr oder weniger – singuläre Phänomene gelten, stellt sich in der Gesamtheit das Bild einer bislang unbeachteten Generation europäischer Filmemacherinnen dar. Innerhalb jener Internationalen der »European Sixties« opponieren sie mit ihren Filmen nicht nur gegen die versteinerten Nachkriegsgesellschaften in Ost und West, sie zeigen auch Alternativen zum Regime des männlichen Blicks und der klassischen Erzählung. Ihre Opposition gegen die Lebensbedingungen der Frauen im Patriarchat – des kapitalistischen Westens wie des sozialistischen Ostens – ist unausgesprochenes Programm. Ihre Kämpfe und die Kämpfe ihrer Heldinnen haben an Aktualität nichts verloren. (Sabine Schöbel, Florian Widegger)

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