Ausstellung
Unerwünschtes Kino
Vertriebene Filmschaffende in Wien und Budapest 1933–1938
18.10.2019–31.1.2020, tägl. 14:00–21:00
Ab 1934 waren Jüdinnen und Juden nicht nur in deutschen, sondern in allen Filmen unerwünscht, die auf deutschen Leinwänden gezeigt werden sollten. Auch die großen österreichischen Produktionsfirmen beugten sich dieser Vorgabe. Deutschland war einer der wichtigsten Exportmärkte für österreichische Filme. Als Reaktion auf diese Entwicklung begannen unabhängige Hersteller für den internationalen Markt zu produzieren. Die zentralen Produktionsorte des Unerwünschten Kinos waren insbesondere die Donaumetropolen Wien und Budapest. Zwischen 1934 und 1937 entstanden rund zwei Dutzend Filme, die eine Nische für die nunmehr unerwünschten SchauspielerInnen, RegisseurInnen, ProduzentInnen, CutterInnen, AutorInnen und Kameraleute boten. Die Bandbreite der Filme reichte von virtuos inszenierten Musikfilmen über Komödien nach dem Vorbild der amerikanischen Screwball-Comedy bis hin zu klassischen Dramen.
Die neue Ausstellung im METRO Kinokulturhaus rückt Persönlichkeiten und Filme dieses bislang wenig beachteten Kapitels in der österreichischen Film- und Zeitgeschichte ins Licht. Personen und Produktionen des Unerwünschten Kinos bilden auf der ersten Ausstellungsebene ein Netzwerk, anhand dessen sich BesucherInnen einen Weg durch die vielfältige Produktionslandschaft bahnen können. Auf Ebene 2 stehen die persönlichen Schicksale der AkteurInnen im Vordergrund. Noch vor dem »Anschluss« Österreichs im März 1938 hatten die meisten der jüdischen Filmschaffenden Österreich und Ungarn verlassen. Sie flohen nach Holland, Frankreich, England, Italien, in die USA oder nach Schanghai. Nicht wenige, unter ihnen die Kabarettisten Otto Wallburg und Paul Morgan, wurden in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten ermordet. (Anna Högner)