Im Banne des Unheimlichen
DAS INDISCHE TUCH
Kein anderer Meister des bundesdeutschen Kinos hasste die Bourgeoisie mit einer solchen Inbrunst wie der angeblich um kein bösartiges Bonmot je verlegen gewesene Alfred Vohrer. Strikt auteuristisch gesehen ist DAS INDISCHE TUCH eines seiner Schlüsselwerke: Die bucklige Verwandtschaft in ihrer ganzen geballten Widerlichkeit wird hier exemplarisch einmal ausgerottet, und das von einem emotional gestörten Kind – der Erbschaftsplot ist in Wirklichkeit ein Serienkillermassaker. Zum Höhepunkt gibt’s Muttermord mit Freiliebestodmeloahnungen, gefolgt von der zynischsten Meta-Scherzpointe aller Wallace-Filme. Zudem ist DAS INDISCHE TUCH der einzige 60er-Wallace, in dem sich das Jenseits per Stühlewackeln kommentierend ins Geschehen einmischt, und ein Objekt lebt – zumindest gehorcht der Servierwagen den Anweisungen des Butlers Richard Maria Bonwit. (Olaf Möller)