V'20: Austrian Auteurs
DIE TOTALE FAMILIE
Ein Chef d’Œuvre maudit: der einzige Kinospielfilm von Ernst Schmidt jr., eine (im Schafgans’schen Sinne) konventionelle Literaturadaption der einen großen Ausnahme im Schaffen Heimito von Doderers. Ein weiteres Werk, das seinerzeit keiner sehen wollte, irgendwie versteht man’s fast: DIE TOTALE FAMILIE ist so alles, dass er fast nichts ist, wenn man nicht dieses Alles, diese asoziale Vielgestaltigkeit aushalten kann. Wo es bei Lepeniotis im Spätwerk die Filme zerreißt, verdichten sich hier die Paradoxa zu einem Schwarzen Loch. Der Film scheißt sich nichts und voll auf jeden Sinn für erzählerische Bögen und Rhythmen, grell ist er und ein bisschen trashig, sieht aus, als hätte er nicht viel gekostet, bloß vieler Leute Nerven, billig könnte man sagen, und zwar mit Recht, wie in: recht und billig, so ist dieser Anschlag auf die guten austriakischen Sitten. Ein reichlich schillerndes Sumpfgewächs. (Olaf Möller)