Kino wie noch nie
FAHRENHEIT 451
»Man könnte sich fragen, ob die Begriffe ›Kino‹ und ›England‹ eigentlich unvereinbar sind«, sinniert Truffaut noch im Gespräch mit Hitchcock, nur um kurz darauf selbst den Gegenbeweis anzutreten. Seine Adaption des dystopischen Bradbury-Romans, in dem es den Menschen verboten ist, Bücher zu lesen und zu besitzen, realisiert er in den britischen Pinewood-Studios, es ist sein erster Farbfilm. Er knüpft in gewisser Weise an JULES ET JIM an, indem er Bücherverbrennungen zeigt und Oskar Werner wieder als Hauptdarsteller besetzt, mit dem es diesmal aufgrund größerer Auffassungsunterschiede zu Differenzen kommt. Als Dokument über die Zukunftsängste der 1960er-Jahre ist FAHRENHEIT 451 heute mindestens so überzeugend wie als zeitloser Liebesbrief an die Literatur selbst. (Florian Widegger)