Kino auf Welteroberung
GEHEIMNIS TIBET
Geradezu grotesk mutet das Unterfangen der Nazis aus heutiger Sicht an, sich in Tibet auf die Spuren der »arischen Rasse« zu begeben. Unter Schirmherrschaft von Heinrich Himmler bricht der Zoologe und SS-Sturmbannführer Ernst Schäfer mit seinen Männern 1938 auf zu einer großen Expedition, die mit der Kamera dokumentiert wird. Neben der Geisteshaltung der Besucher, die mittels Schädelvermessungen ihre kruden Forschungen vorantreiben, vermittelt der Film das archaische Bild eines Landes, in dem Kriegs- und Totenkulte einen besonderen Stellenwert einnehmen. Damit ist man ideologisch nahe dran an Nazi-Deutschland – und umso weiter entfernt von unserer heutigen Vorstellung von Tibet als einem friedlichen Mönchsstaat vor 1951: ein interessantes wie problematisches Dokument. (Florian Widegger)