UNERWÜNSCHTES KINO II: DEUTSCHSPRACHIGE EMIGRANTENFILME 1934–1937
SILHOUETTEN
Die zweite Regiearbeit von Walter Reisch, der damals zweifellos der Star unter den aus Deutschland vertriebenen Drehbuchautoren war. Nach einer steilen Karriere in Berlin wurde Reisch auch in Österreich zum Erfolgsgaranten, wie LEISE FLEHEN MEINE LIEDER (1933) und MASKERADE (1934) eindrucksvoll beweisen. In SILHOUETTEN hingegen versucht Reisch, dem Mythos Wien und seinem »künstlerischen Zauber« neue Seiten abzugewinnen. Wo eben noch Ironie und Ausgelassenheit ihren Platz hatten, setzt er dunkle Akzente. Die Verwechslungs- und Eifersuchtskomödie gerät so zu einem zynischen und verstörenden Abbild der heilen Welt des Wiener Films, in dem Suizid und anspruchsloses Glück, Emanzipation und bedingungslose Unterwerfung unter das Patriarchat dicht nebeneinanderliegen. (Armin Loacker)