Wolfram Paulus

Wolfram Paulus war einer jener Filmemacher, die »zeigen, was sie kennen und lieben«. Am 28. Mai 2020 verstarb der Salzburger Regisseur – und mit ihm einer der wesentlichen Wegbereiter des Neuen Österreichischen Films – mit nur 62 Jahren nach schwerer Krankheit. Die ursprünglich für März 2020 geplante Retrospektive im METRO Kinokulturhaus fand so posthum im September statt.

Inzwischen hat das Filmarchiv Austria nicht nur den Nachlass übernommen, sondern präsentiert mit dem Band Wolfram Paulus auch ein umfassendes Nachschlagewerk, das einen interdisziplinären Blick auf sein Schaffen wirft und es aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.

Im Rahmen der Buchpräsentation wird mit NACHSAISON auch Paulus’ zweiter Langfilm gezeigt: eine in jeder Hinsicht verdichtete Charakterstudie, die von enttäuschten Illusionen und folgenlosem Glück erzählt und bei der Uraufführung am Filmfestival in Venedig für Aufsehen sorgte.

Seine besten Zeiten scheint der mondäne Kurort, in dem Lenz als Masseur mehr schlecht als recht sein Auskommen findet, lange hinter sich zu haben. Mit seinen Händen knetet und walkt er die Körper, sein eigenes Leben bekommt er aber nicht in den Griff. Von seiner Frau und seinem Kind ist er entfremdet, und als er die Tänzerin Nurit kennenlernt, gerät er vollends aus dem Gleichgewicht. Nicht nur Lenz taumelt, auch der Hotelier Fussek, dessen protzige Anlage für frischen Wind im Ort sorgen sollte, strauchelt: Mit Verlust ist zu rechnen. (Florian Widegger)