Retrospektiven
1948 – ÖSTERREICH ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN
4.10.–23.10.2018
Österreich in seiner ganzen, neurotisch-ambivalenten Neutralität war zwar ein Front- wie Pufferstaat im Kalten Krieg (und deshalb Spielort einiger Klassiker der antikommunistischen Agitation Hollywoods et. al.), doch für die Bedeutung des 48er-Jahres spielt das eine erstaunlich geringe Rolle. Es ist ein Moment der Introspektion, definiert immer wieder im Hinblick auf die Ereignisse ’38: 1948 ist zehn Jahre nach der Annexion durch das Deutsche Reich. Vom Wiener Blumenkorso bis zum Kärntner Jagdschießen: vieles findet zum ersten Mal seit Kriegsende, und oft genug eben seit ’38 statt. Entsprechend (sagt man fast zwangsläufig) starten 1948 auch beinahe alle bedeutenden (selbst)kritischen heimischen Versuche über die Jahre ’38 bis ’45 in den Kinos des Landes.
Für die hiesige Filmindustrie das wirklich entscheidende Ereignis des Jahres 1948 war das Ende des Exportverbots ins okkupierte Deutschland, was die Produktion explosionsartig steigerte und inhaltlich wie formal bis auf Weiteres definierte. ’48 ist für mehrere Dekaden das letzte Jahr, in dem österreichische Filme vor allem für das einheimische Publikum gemacht wurden. (Olaf Möller)