Retrospektiven
 

JOE MAY

Wiener Meister des Weimarer Kinos

7.2.–28.2.2019

Termine

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DO 7.2.: Mit einem Eröffnungsvortrag von Marie-Theres Arnbom, im Anschluss Filmvorführung ASPHALT

Er ließ in Babelsberg ganze Straßenzüge nachbauen, errichtete vor den Toren Berlins selbst eine gigantische Filmstadt. Geschichten bigger than life, Schauplätze, wo Kosten und Mühen keine Rolle spielen – Joe May, in Wien geborener Autor, Regisseur und Produzent, wusste, wie man großes Kino macht. Dennoch geriet sein Werk für lange Zeit in Vergessenheit, endete eine einst erfolgreiche Karriere, nachdem er von den Nazis geflohen war und in Amerika nicht mehr Fuß fassen konnte. In der Filmstadt Hollywood, in finanzieller Abhängigkeit von Kollegen und Freunden – darunter Hedy Lamarr, Otto Preminger oder Walter Reisch – starb ein ganz Großer des Weimarer Kinos.

 

Das Filmarchiv Austria präsentiert in enger Zusammenarbeit mit dem Cinefest Hamburg die erste umfassende Retrospektive zu Joe May in Wien.


Joe May

Retrospektive vom 7. bis 28. Februar 2019

Kurator

Florian Widegger

Ticketreservierung

reservierung@filmarchiv.at
+43 1 512 18 03 (täglich 15:00-21:00)

Spielort

METRO Kinokulturhaus
Johannesgasse 4, 1010 Wien
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»Agenten, Abenteuer & Amouren« – unter diesem Titel fand bereits 1990 eine erste Werkschau zu Joe May in Hamburg statt. Die drei Begriffe summieren recht treffend, wofür das Kino des 1880 als Julius Otto Mandl in Wien geborenen Joe May steht: Geschichten bigger than life, angesiedelt an exotischen Schauplätzen, wobei kein Aufwand zu kostspielig ist. Über die Heirat mit der Operettensängerin Hermine Pfleger 1902, die als Mia May auftritt, kommt er nicht nur zu einem neuen Namen, sondern auch zum Film. Mit ihr dreht er die Detektivfilm-Reihe um Stuart Webbs, die sich so großer Beliebtheit erfreut, dass die beiden 1915 ihre eigene Produktionsfirma, die May-Film GmbH, gründen und mit Joe Deebs einen weiteren Meisterdetektiv auf Verbrecherjagd schicken.

 

Nach dem Ersten Weltkrieg lässt er vor den Toren Berlins eine gigantische Filmstadt errichten, in der er opulente Abenteuer wie DIE HERRIN DER WELT oder DAS INDISCHE GRABMAL realisiert. »Ich habe mich von Anfang an bemüht, den weltmarktfähigen Großfilm zu schaffen«, wird May 1928 sagen. »Man nehme eine spannende Handlung, füge eine gewisse Beimischung von humoristischen Szenen sowie auch von starken Sensationen hinzu, vermeide aber, durch allzu viel Sensation diese Mischung zu verderben.« In dieser Zeit entdeckt und fördert er auch Fritz Lang und Paul Leni. Während beruflich ein Superlativ dem nächsten folgt, trifft May privat ein Schicksalsschlag. 1924 erschießt sich seine erst 22-jährige Tochter Eva, die in vielen seiner Filme mitwirkte.

 

Die Finanzkrise macht auch vor May nicht halt – er ist 1927 zahlungsunfähig, seine Firma wird geschlossen, die Ateliers in Weißensee werden verkauft. Dank Erich Pommer, der gerade aus den USA an die Spitze der Ufa zurückgekehrt ist, erlebt er mit dem kammerspielartigen Weltkriegsdrama HEIMKEHR (1928) und dem erotischen Großstadtabenteuer ASPHALT (1929) sein Comeback als Regisseur und Produzent und reüssiert schließlich auf dem Gebiet der Tonfilmkomödie.

 

Nach der Emigration über London nach Amerika bietet ihm Pommer, inzwischen bei der Fox Corporation, wieder eine Regiearbeit an, doch das Musical MUSIC IN THE AIR, an dem auch Billy Wilder und Robert Liebmann mitwirken, floppt. Für Warner entsteht als letztes großes Projekt CONFESSION (1937), das Remake von Willi Forsts MAZURKA (1935), danach hält sich May mit kleineren B-Filmen bis Ende der 1940er-Jahre über Wasser. Ein Ausflug in die Gastronomie mit dem Wiener Restaurant The Blue Danube in L. A. wird zum Fiasko, May ist auf finanzielle Unterstützung von seinen Kollegen angewiesen. Er stirbt 1954 in Hollywood. (Florian Widegger)

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