Retrospektiven
 

Marisa Mell

Weltstar aus Graz

30.3.–23.4.2023

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Ihr geheimnisvoller, durchdringender Blick macht sie berühmt, ihre makellose Figur schließlich zum Sexsymbol der Swinging Sixties. Ihre Karriere beginnt in den Glanzzeiten des europäischen Genrekinos und geht mit dessen Verfall ebenso langsam zugrunde. Sie steht mit Größen wie Marcello Mastroianni, Michel Piccoli oder Tony Curtis vor der Kamera und ist selbst zwischenzeitlich ein gefeierter Star: Marisa Mell, der »Grazer Stern«, von Presse und Publikum als »Mädchen mit den Katzenaugen« und »österreichische Sophia Loren« verehrt. Die Retrospektive in Kooperation mit der Diagonale bietet Gelegenheit, die weitgehend in Vergessenheit geratene Schauspielerin wieder bzw. neu zu entdecken.

 

Erstmals in Österreich widmet sich auch eine Ausstellung im Graz Museum dem Leben und Werk von »Magic Marisa« und zeigt in Gestalt des Stars, It-Girls, Pin-ups, der Femme fatale und Diva eine beeindruckende Frau, die ihren Platz einfordert. Ab 20. März ist ein kostenloses Digitorial abrufbar.


Marisa Mell – Weltstar aus Graz

Retrospektive vom 30. März bis 23. April 2023

Kurator

Florian Widegger

Ticketreservierung

reservierung@filmarchiv.at
+43 1 512 18 03 (täglich 14:00–21:00)

Spielort

METRO Kinokulturhaus
Johannesgasse 4, 1010 Wien
> Karte anzeigen

»Magic Marisa« im Graz Museum

Ausstellung vom 15. März bis 27. August 2023 im Graz Museum

Kuratorin: Martina Zerovnik

Eine Kooperation von Filmarchiv Austria, Diagonale, Graz Museum und Referat für Frauen und Gleichstellung der Stadt Graz

Kostenloses Digitorial ab 20. März

Zur Ausstellung

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Marlis Moitzi, so heißt Marisa Mell mit bürgerlichem Namen, wird 1939 in Graz geboren. Schon von früher Jugend an will sie Schauspielerin werden und beginnt 1957 ihren Traum am Max-Reinhardt- Seminar in Wien in die Tat umzusetzen. Kolleginnen ihres Jahrgangs sind unter anderem Senta Berger, Gertraud Jesserer und Erika Pluhar, mit der sie eine lebenslange, innige Freundschaft verbindet. Schon kurz darauf steht sie in den ersten Produktionen vor der Kamera, etwa bei Wolfgang Glücks Spelunken-Spekulationsfilm DAS NACHTLOKAL ZUM SILBERMOND, in dem sie ihre Furchtlosigkeit unter Beweis stellt. Schon im nächsten Jahr spielt sie in WEGEN VERFÜHRUNG MINDERJÄHRIGER die Hauptrolle und wirbelt als Wildfang einen behüteten Bürgerhaushalt durcheinander. In Rolf Thieles VENUSBERG tritt sie zum ersten Mal nackt auf.

 

Bald lockt der Ruf aus England: Ken Russell, der damals noch völlig unbekannte Jungfilmer, besetzt sie in seinem Debüt VERSUCH’S MAL AUF FRANZÖSISCH ausgerechnet als Brigitte-Bardot-Imitation – ein Sexsymbol, das sich nicht mehr auf Äußerlichkeiten beschränken, sondern als Künstlerin anerkannt sein möchte. Im selben Jahr erleidet sie bei einem Autounfall schwerste Verletzungen im Gesicht – hat aber Glück im Unglück. Nach mehreren Operationen bleibt nur eine kleine Narbe zurück und tut ihrer Schönheit und Karriere keinen Abbruch. Ihre künstlerische Heimat findet sie schließlich in Italien, wo sie ab Mitte der 1960er- Jahre in einer Reihe freizügiger Auftritte Filmgeschichte schreibt: In Mario Bavas Comic-Verfilmung DANGER: DIABOLIK! begeistert sie als verführerische Gangsterbraut, in Lucio Fulcis bissiger PERVERSION STORY bringt sie mit einem unvergesslichen Striptease auf einem Motorrad die Zuschauer zum Kochen. Sie jedoch nur auf ihre körperlichen Reize zu reduzieren, würde Marisa Mell nicht gerecht werden: Sie weiß genau, dass ihr Publikum sie ansieht, sie vielleicht sogar begehrt – und sie weiß mit diesen Blicken lustvoll zu spielen.

 

Zumindest für ein paar Jahre glückt dieses Experiment, dann endet die Hochzeit des kommerziellen italienischen Kinos. Gute Rollenangebote werden immer rarer. Mell schafft den Absprung ins »seriöse Fach« nicht, zudem beschleunigen Schicksalsschläge wie der Verlust ihres Babys und übermäßiger Alkoholkonsum die Abwärtsspirale. Völlig verarmt zieht sie Ende der 1980er-Jahre wieder zurück nach Österreich, wo sie ihre Autobiografie Coverlove veröffentlicht und noch sporadisch auf der Bühne und vor der Kamera steht. Mit 53 Jahren stirbt sie 1992 an Speiseröhrenkrebs. Wie ein hell leuchtender Stern ist sie am Schluss doch zu tragisch verglüht. (Florian Widegger)

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