Retrospektiven
 

Max Neufeld

Schauspieler, Regisseur, Pionier

19.4.–9.5.2022

Termine

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Kein zweiter österreichischer Filmschaffender, dessen Laufbahn im frühen Stummfilm begann, konnte sich über einen so langen Zeitraum in der Gunst des Publikums und der Produzenten halten wie Max Neufeld. Der heute nahezu vergessene Leinwand- und Regiestar zählt zu den Produktivsten seiner Zunft, seine Karriere erstreckt sich über vier Jahrzehnte und sechs Länder. Von den frühen 1910er- bis in die späten 1950er-Jahre wirkt er an über 100 Filmen mit und prägt als Regisseur der Vita-Filmindustrie AG die frühe Geschichte der Rosenhügel-Studios und damit die österreichische Filmlandschaft.

 

Das Filmarchiv Austria widmet dem erfolgreichsten Unbekannten der heimischen Unterhaltung eine Retrospektive ausschließlich mit Kopien aus der eigenen Sammlung. Mit dem Schauspieler und Regisseur Max Neufeld, dessen Nachlass zum Teil beim Filmarchiv Austria liegt, beschäftigt sich auch eingehend die von Armin Loacker herausgegebene Publikation Kunst der Routine, die im Zuge eines mehrjährigen Forschungs- und Repatriierungsprojekts entstanden ist.


Max Neufeld

Retrospektive vom 19. April bis 9. Mai 2022

Kurator

Florian Widegger

Ticketreservierung

reservierung@filmarchiv.at
+43 1 512 18 03 (täglich 14:00–21:00)

Spielort

METRO Kinokulturhaus
Johannesgasse 4, 1010 Wien
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Publikation

Armin Loacker (Hg.)
Kunst der Routine

Covid-19

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Maximilian Neufeld wird am 13. Februar 1887 in Guntersdorf in eine Schauspielerfamilie geboren. Wie seine Geschwister steht er früh auf der Bühne und beginnt als 17-Jähriger seine Laufbahn am Stadttheater Klagenfurt. Sie führt ihn bis in die Josefstadt unter Direktor Josef Jarno, der eng mit der Wiener Kunstfilm kooperiert, und so taucht Neufelds Name 1913 erstmals auf der Leinwand auf. Kurze Zeit später kommen sieben Filme mit dem Theaterschauspieler ins Kino.

 

Der Erste Weltkrieg verfrachtet den Künstler an die Front, 1917 kehrt Neufeld nach Wien zurück. Als Partner von Liane Haid wird er zum großen Stummfilmstar und wechselt 1919 parallel ins Regiefach. Bald »Oberregisseur«, inszeniert er teils hoch budgetierte Produktionen wie HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN (1923), oft in Personalunion als Schauspieler. Nach schwierigen Jahren für die Filmindustrie, in denen auch die Vita-Film in Konkurs geht, läuft Neufeld zu neuer Hochform auf und dreht ab 1927 vorwiegend Komödien, die, wie DER BALLETTERZHERZOG, in Stil und Doppelbödigkeit an Ernst Lubitsch erinnern. Ende der 1920er-Jahre übersiedelt er nach Berlin und realisiert bis 1934 durchschnittlich drei Filme im Jahr, darunter etliche Versionenfilme.

 

Mit der Machtübernahme Hitlers gerät Neufeld wegen seiner jüdischen Wurzeln ins Visier der rassistischen Filmpolitik und kehrt gezwungenermaßen nach Österreich zurück. CSIBI, DER FRATZ läuft 1934 ohne Nennung seines Namens in den NS-deutschen Kinos. Nach zwei französischen Filmen inszeniert er in Wien den viel beachteten Heimatfilm SINGENDE JUGEND (1936) und unmittelbar darauf in Prag mit HOHEIT TANZT WALZER seine letzte Regiearbeit vor der Emigration nach Italien, wo er bis Mitte 1940 zehn Filme dreht und paradoxerweise zum Spezialisten für das im Faschismus beliebte Genre der »Telefoni bianchi« avanciert. Doch auch hier droht schließlich Gefahr für sein Leben, Neufeld flieht nach Spanien, wo zwei weitere Filme entstehen.

 

Als er 1947 vom US-Emigranten Moritz Grünstein einen Vertrag über drei Filme erhält, kommt Neufeld wieder nach Österreich. An seine früheren Erfolge im deutschsprachigen Kino kann er nicht mehr anschließen. Mit DER SCHÖNSTE TAG MEINES LEBENS begeistert er 1957 ein letztes Mal das Publikum. Er zieht sich ins Privatleben zurück und stirbt am 2. Dezember 1967 in Wien.

 

Das Filmarchiv Austria hat in einem mehrjährigen und aufwendigen Forschungs- und Repratriierungsprojekt etliche Titel aus Neufelds Frühwerk aufgefunden und gesichert. Die Retrospektive bildet den kleinen Auszug aus einem großen österreichischen Filmerbe. (Armin Loacker)

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