Retrospektiven
 

The Lady With the Torch

100 Jahre Columbia Pictures

2.11.–3.12.2024

Sie haben sie bestimmt schon einmal gesehen: Die Frau mit der Fackel, die nicht bloß zufällig an die Freiheitsstatue erinnert. Das Markenzeichen der Columbia Pictures steht für eine Vielzahl an Klassikern und Kultfilmen aus den unterschiedlichsten Genres, die stets nah am Puls ihrer jeweiligen Entstehungszeit sind. Die Retrospektive des heurigen Locarno Film Festivals stand ganz im Zeichen dieser Abwechslung. Nun finden einige der Preziosen dieser Schau, die zum Großteil aus neuen Restaurierungen besteht und die Filme in brillanter Qualität präsentiert, auch ihren Weg nach Wien und ermöglichen (Wieder-)Begegnungen mit großen Stars, berühmten Regisseuren und der einen oder anderen Neuentdeckung.

 

Die Retrospektive wurde von Ehsan Khoshbakht kuratiert, der zu einigen Titeln Videoeinführungen halten wird, und findet in Kooperation mit dem Locarno Film Festival statt.


The Lady with the Torch

Retrospektive vom 2. November bis 3. Dezember 2024

Kurator

Ehsan Khoshbakht

Ticketreservierung

reservierung@filmarchiv.at
+43 1 512 18 03 (täglich 14:00–21:00)

Spielort

METRO Kinokulturhaus
Johannesgasse 4, 1010 Wien
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Hätte man vor 100 Jahren gewettet, dass die eben aus der Taufe gehobenen Columbia Pictures in der Zukunft mehr Oscars in der Kategorie Bester Film als alle anderen Konkurrenzstudios einheimsen würden, man wäre auf sehr viele ungläubige Gesichter gestoßen (und heute reich). Denn in seinen ersten Jahren zählt das von den Brüdern Harry und Jack Cohn und ihrem besten Freund Joe Brandt gegründete Studio noch zur sogenannten »poverty row« und wird von den anderen belächelt. Das ändert sich spätestens 1932, als Harry allein die Zügel des Studios in die Hand nimmt.

 

Als Präsident und Produktionsleiter in Personalunion liegen sämtliche Entscheidungen bei ihm – und er beweist den richtigen Riecher: Indem er aufstrebende Talente entdeckt und fördert, ältere Stars unter Vertrag nimmt, mit Dorothy Arzner die erste Frau als Studio-Regisseurin engagiert und später auch dezidierte Linke und Kommunisten in seinen Reihen aufnimmt, definiert Cohn einen eigenen Stil. Ob Melodram, Screwball-Komödie, Western, Anti-Nazi-Film oder Thriller – die Filme von Columbia zeichnet schnörkelloses, doch innovatives Erzählen aus, in dem sich gesellschaftliche und politische Phänomene und Ereignisse widerspiegeln. Gerade etwa mit Blick auf  die emanzipierten, schlagfertigen und komplexen Frauenfiguren ist man der Konkurrenz voraus, und nicht von ungefähr gilt Columbia als das »europäischste« unter den Hollywood-Studios. Dass Cohn bei so viel Macht berüchtigt und gefürchtet ist, versteht sich fast von selbst. Von John Ford ist überliefert, dass er auf Cohns Expertise zwar blind vertraut habe, bei dessen Begräbnis 1958 dennoch gemeint haben soll: »Ich bin nur hier, um zu sehen, ob der Bastard auch wirklich tot ist.«

 

Mit Cohns Tod endet die Ära des klassischen Hollywood-Kinos. Doch während Columbia erstmals in finanzielle Schwierigkeiten gerät, entdecken junge Filmemacher in Frankreich die Arbeiten von Frank Capra, Fritz Lang, Orson Welles und John Ford (um nur einige zu nennen) und attestieren ihnen Autoren-Qualitäten: Ein neuer Zyklus beginnt.

 

Die 13 ausgewählten Langfilme versuchen die Vielfalt und den Einfluss abzubilden, den das Studio in dieser Blütezeit und darüber hinaus hatte. Dass dabei zum großen Teil auf brandneue Restaurierungen zurückgegriffen werden kann, die zum ersten Mal in Österreich zu sehen sind, verdankt sich auch der kontinuierlichen und qualitativ hochwertigen Erschließung der eigenen Bestände, wegen der das Studio, das seit Ende der 1980er-Jahre Teil des Sony-Konzerns ist, als bestes Filmarchiv Hollywoods gilt. Harry Cohn hätte das mit Sicherheit gefallen. (Florian Widegger)

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