Spielfilme
Zu den wichtigsten Beständen des Filmarchiv Austria zählt die umfangreiche Spielfilmsammlung mit Schwerpunkt auf österreichischen Produktionen, die von den Pionierfilmen aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart archiviert werden. Die Überlieferungsrate historischer österreichischer Spielfilme konnte in den letzten Jahren entscheidend verbessert werden. Im Bereich des Stummfilms und des frühen Tonfilms wurde die Anzahl der verfügbaren Titel seit der Jahrtausendwende mehr als verdoppelt.
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Stummfilmzeit (1906-1930)
Durch internationale Recherchen in Archiven und bei privaten Sammlern konnte das Filmarchiv Austria bereits über 200 der rund 1.000 bis 1930 erzeugten österreichischen Stummfilme wiederauffinden und restaurieren. Ein international überdurchschnittlicher Wert, der nun – nachdem die meisten dieser Filme jahrzehntelang als verschollen galten – erstmals wieder ein repräsentatives Bild der Stummfilmepoche ermöglicht. Die ältesten erhaltenen österreichischen Spielfilme stammen von der auf erotische Sujets spezialisierten Wiener Produktionsfirma Saturn und datieren aus dem Jahr 1906, die letzten in Österreich hergestellten Stummfilme belegen die visuelle Meisterschaft, die das Kino um 1930 bereits erreicht hat.
DER SONNWENDHOF, A 1918
Tonfilmzeit (1930-1938)
Nach intensiven Repatriierungen (Rückholungen aus internationalen Archiven) befinden sich über 90 Prozent der österreichischen Spielfilme aus der frühen Tonfilmzeit im Bestand des Filmarchiv Austria. Besonderes Augenmerk wurde etwa auf die deutschsprachige Emigrantenproduktion der 1930er-Jahre gelegt. Ab 1933 galten die vielfach aus Österreich stammenden jüdischen Filmschaffenden in Deutschland als unerwünscht. In Wien, Budapest und Prag bildeten sich daraufhin vom deutschen Markt unabhängige Produktionsfirmen, die ein filmhistorisch eminent spannendes Œuvre schafften, das aber lange als verschollen galt. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs konnte das Filmarchiv Austria diese deutschsprachigen Emigrantenfilme nahezu vollständig ausfindig machen und in die Sammlung integrieren.
DER SONNENSTRAHL, A/D 1933
NS-Zeit (1938-1945)
Die Spielfilme der während der NS-Diktatur gleichgeschalteten Wiener Filmproduktion sind nahezu lückenlos überliefert. Offenbar mit Blick auf das »Tausendjährige Reich« wurden Filme in der NS-Zeit konsequent archiviert, sogar die Negative wie auch historische Masterpositive blieben vollständig erhalten. Ein Zentrum der nationalsozialistischen Filmaktivitäten bildete die Wien-Film, die 1938 aus der Tobis-Sascha-Film hervorging und praktisch für die gesamte Filmproduktion auf österreichischem Gebiet verantwortlich war. Neben den Spielfilmen wurden auch zahlreiche Kulturfilme gedreht. Praktisch alle in Österreich hergestellten Zeugnisse der nationalsozialistischen Filmpolitik können im Studienzentrum des Filmarchiv Austria gesichtet und analysiert werden.
HEIMKEHR, D/A 1941
Zweite Republik (1945 bis heute)
Die Überlieferungsrate österreichischer Spielfilme der Nachkriegsjahre liegt bereits bei 85 Prozent – hier führen aktuelle Schwerpunktrecherchen laufend zur weiteren Verdichtung der Sammlung. Aufgrund der oft sehr schwierigen Produktionsbedingungen, etwa in den ersten Nachkriegsjahren, oder auch bei vielen alternativen Filmprojekten vor Etablierung der Filmförderung ist die Materiallage häufig prekär. Erst seit 1981 werden die vom Österreichischen Filminstitut geförderten Produktionen lückenlos in einer Belegkopie im Filmarchiv Austria deponiert. 2004 hat das Filmarchiv Austria darüber hinaus mit dem Depot Legal für Film auch im Rahmen der Filmförderungen in den Bundesländern ein Regulativ zur erweiterten Archivierungsverpflichtung der in Österreich geförderten Produktionen durchgesetzt.
WIENERINNEN, A 1952