ZIONISMUS UND UTOPIE
AWODAH | HATIKVAH
Der in den USA und Deutschland renommierte Fotograf und Kameramann Helmar Lerski kam 1932 nach Tel Aviv und drehte nach fotografischen Vorarbeiten das für die 1930er-Jahre einmalig poetische, von Expressionismus, sozialistischem Realismus und Neuer Sachlichkeit beeinflusste Dokudrama AWODAH. Paul Dessau, der zu diesem Zeitpunkt bereits vor den Nazis geflohen war, komponierte die beeindruckende Musik für dieses Symphonie der menschlichen Arbeit.
1936 in Nazi-Deutschland mit Rohmaterial aus Palästina produziert, ist HATIKVAH ein Bericht über das Leben der Juden in Eretz Israel während der 1930er-Jahre. Der Film richtete sich an noch in Deutschland verbliebene jüdische Bevölkerung und lief mit Genehmigung der NS-Behörden. Es sollte gezeigt werden, wie die jüdische Ansiedlung in der Vergangenheit aufgebaut wurde, vor welchen Problemen sie stand und was sich veränderte. Die aneinandergereihten Bilder und Sequenzen historischer Orte liefern einen Eindruck von Found Footage. Doch geht es offensichtlich darum, die Auswanderung nach Palästina zu motivieren. Angesichts der antisemitischen Nazi-Propaganda ist es erstaunlich, dass dieser Film über das positive jüdische Aufbauwerk in Landwirtschaft und Industrie überhaupt entstanden und gezeigt worden ist. (Frank Stern)