Ulrich Seidl
Early Works
»Ich wollte einen Film über einen kleinwüchsigen, einen behinderten Mann machen. Aber ohne der für solche sozial engagierten Dokus üblichen heuchlerischen Vortäuschung von Sympathie. Ich wollte einen behinderten Mann als individuelle Persönlichkeit zeigen, über die man lachen oder die man langweilig finden kann wie jeden anderen.« Schon die ersten Arbeiten Seidls an der Wiener Filmakademie sorgen für Empörung: EINSVIERZIG demonstriert sein Interesse an randständigen Figuren, eingefangen in strengen Bildkompositionen. Für DER BALL begibt sich der Filmemacher zurück in seine Heimatstadt Horn, wo ein Schulball, »das gesellschaftliche Ereignis« der Saison, ansteht. Vor seiner Kamera geben sich zunächst Honoratioren und Tanzbegeisterte mehr schlecht als recht jede Mühe, dessen Bedeutung zu erklären, während das Fest selbst im Vogerltanz-Rausch mündet. Seidls Kernthema, die Infragestellung von Dokumentarischem und Inszeniertem, wird bereits in diesen Filmen etabliert – ebenso wie die sie begleitenden Vorwürfe der Sozialpornografie. (Florian Widegger)