Der Eichmann-Prozess
EIN SPEZIALIST
Der Eichmann-Prozess markiert einen Wendepunkt in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der Shoah und stößt breite Debatten an, nicht zuletzt wegen Hannah Arendts Reportage Eichmann in Jerusalem, in der sie – heftig dafür angefeindet – von der »Banalität des Bösen« spricht. Eichmann selbst wird mit seinem unscheinbaren Habitus zum Paradebeispiel für einen Schreibtischtäter, der nur seine Pflicht erfüllt.
Die weltweite Berichterstattung findet auch in die österreichischen Wochenschauen ihren Eingang, aus denen wir drei Ausschnitte zeigen. Anschließend zeichnet Eyal Sivans Dokumentarfilm EIN SPEZIALIST ausschließlich unter Verwendung von Archivmaterial den Prozess als packenden wie erschreckenden Gerichtsthriller nach. (Florian Widegger)
Im Dezember 1961 geht nach monatelangen Verhandlungen einer der größten Gerichtsprozesse des 20. Jahrhunderts zu Ende. Auf der Anklagebank, hinter kugelsicherem Glas und vor den Augen der Weltöffentlichkeit: ein »Monster«, das sich für Hannah Arendt als ein »Niemand«, als »erschreckend normaler Mensch« entpuppt. Ein Jahr zuvor war Adolf Eichmann vom Mossad in einem Vorort von Buenos Aires, wo er bis dahin unbehelligt lebte, aufgespürt und in einer Geheimaktion nach Tel Aviv gebracht worden. Vor 60 Jahren, 16 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, wird das Todesurteil über Hitlers Vernichtungsspezialisten verhängt, in der Nacht zum 1. Juni 1962 die erste und bis dato letzte Hinrichtung in der Geschichte Israels vollstreckt.