Wildes Kino
MODERN TIMES
Rationalisierung, Fortschrittswahn, Massenarbeitslosigkeit, soziale Unruhen – es sind höchst heutige Themen, die Chaplin hier auf die denkbar unschuldigste und zugleich bissigste Art und Weise verhandelt. »Um wirklich lachen zu können, musst du fähig sein, deinen Schmerz zu nehmen und damit zu spielen.« Und so lässt er den Tramp in seinem letzten Auftritt mit anarchischer Leichtigkeit jene absurde Maschinerie aushebeln, in der das Individuum gnadenlos unter die Räder kommt. Seine kritische Haltung gegenüber der Modernisierung auch in der Filmindustrie findet ebenfalls ihren satirischen Ausdruck – in einem Quasi-Tonfilm mit Zwischentiteln und einem stummen Helden, der gerade durch die wildesten Zeiten mit unerschütterlicher Menschlichkeit und Hoffnung marschiert. Schmerzbewältigung in Vollendung. (Silvia Breuss)