LES GARÇONS SAUVAGES könnte ein Roman sein – angesiedelt irgendwo zwischen Jules Vernes und R. L. Stevenson – den ein Kind für sich allein an einem schulfreien Tag liest. Allerdings ist dieses Kind schon eingeschlafen, der Roman wird lebendig und die Figuren erwachen zum Leben: er verwandelt sich in einen Film, der unablässig überschäumt vor Symbolen, durchgedrehten Archetypen und irren Anspielungen. Dieser Wahnsinn hat jedoch Methode. Den ganzen Film lang verkünden die Geister Shakespeares, der Nacht des Jägers und Rimbauds das künstlerische, amouröse und politische Programm der nächsten Jahre. Bei Bertrand Mandico ist alles Metamorphose. Was er uns zeigt, verändert und verwandelt uns. Was er uns vor Augen führt, reißt uns aus unserem trüben Alltag und versetzt uns in einen visionären Zustand, aus dem alle Pracht geboren wird. Das ist auch der Grund, warum der Film so politisch (die Neuerfindung einer positiven Verbindung zwischen Krieg und Freibeuterei) und so sexuell sein (bedingungslose Emotionen bei der Entdeckung neuer Beziehungen, Erotisierung von allem), ohne je auf eine eindeutige Aussage, die seine starke Poesie einschränkt, reduziert werden zu können.
Kunstempfinden ist Liebe auf den ersten Blick. Ein Film überzeugt oder enttäuscht bereits mit seinen ersten Bildern. Bereits in seinen ersten Bildern ist The Wild Boys ein Meisterwerk: ein Quell von Wein, Milch und Honig, der aus der verdorrten Erde hervorsprudelt (Pacôme Thiellement)