Martin wird von seiner gefühlskalten Mutter verstoßen und vom Vater geschlagen. Eine Kindheit ohne Liebe, die wie ein Fallbeispiel aus dem Buch »Das Drama des begabten Kindes« der Schweizer Psychoanalytikerin Alice Miller klingt. Doch Martin ist der Sohn der weltberühmten Autorin. Nach ihrem Tod macht er sich auf die Reise, um endlich den Widerspruch zwischen der engagierten Kinderrechtlerin und der zerstörerischen Mutter zu verstehen. Und entdeckt schließlich, was zwischen ihm und ihr steht: das größte Drama des 20. Jahrhunderts, die Shoah. Die junge Alice überlebt als Jüdin in Warschau mit falscher Identität mitten unter den Nazis – und muss alle Gräueltaten mitansehen. Sie verdrängt diese traumatischen Erlebnisse und spaltet sie ein Leben lang ab. Je tiefer Martin in die Biografie seiner Mutter eindringt, desto deutlicher wird: Sein eigener seelischer Schmerz ist das Erbe von etwas, das er selbst nie erlebt hat. (red)