Retrospective
 

Carlos Saura

Spanische Filmlegende(n)

7.12.2023–17.1.2024

Dates

Keine aktuellen Termine vorhanden

Als Carlos Saura heuer im Februar im Alter von 91 Jahren verstirbt, verliert das europäische Kino einen seiner prononciertesten Autorenfilmer und das spanische vermutlich den wichtigsten Chronisten des 20. Jahrhunderts. Zur Zeit der Franco-Diktatur hält er der Bourgeoisie den Spiegel vor und legt sich mehrfach mit den Zensurbehörden an, während er internationale Preise abräumt. Ab den 80ern wird er mit seinen opulent-mitreißenden Tanzfilmen zum kulturellen Botschafter seiner Heimat und formuliert den ästhetischen wie politischen Kern seines Schaffens weiter aus: die Gleichzeitigkeit von Traum und Wirklichkeit, Fiktion und Dokumentarischem, Vergangenheit und Gegenwart. Die Auswahl präsentiert wesentliche Arbeiten aus sieben Jahrzehnten, wo immer möglich 35mm-Kopien, sowie auch seinen letzten fertiggestellten Film als Österreich-Premiere.

 

Mit besonderem Dank an die Kulturabteilung der Spanischen Botschaft in Wien und an ICAA – Instituto de la Cinematografía y de las Artes Audiovisuales, Madrid.


Carlos Saura

Retrospektive vom 7. Dezember 2023 bis 17. Jänner 2024

Kurator

Florian Widegger

Ticketreservierung

reservierung@filmarchiv.at
+43 1 512 18 03 (täglich 14:00–21:00)

Spielort

METRO Kinokulturhaus
Johannesgasse 4, 1010 Wien
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Carlos Saura, geboren 1932 in Aragon, ist einer der bedeutendsten Regisseure Spaniens: ein Bindeglied zwischen Luis Buñuel und Pedro Almodóvar mit einem Werk von knapp über 50 Filmen, vom Oscar abwärts ausgezeichnet mit den wichtigsten Preisen. In früher Kindheit erlebt er die Wirren des Spanischen Bürgerkriegs (1936–1939), die sich tief in sein Bewusstsein einprägen und auch seine späteren Arbeiten beeinflussen. Über seinen älteren Bruder Antonio, der einer der berühmtesten spanischen Maler wird, erhält er als junger Mann Zutritt zu Künstlerkreisen und interessiert sich zunächst für Fotografie. 1952 schreibt er sich an der Filmhochschule ein, die ersten Kurzfilme sind geprägt von sowjetischen Klassikern wie auch vom Neorealismus, dem er in seinem Spielfilmdebüt LOS GOLFOS huldigt. Auch die Begegnung mit Buñuel, den er davon überzeugt, seinen VIRIDIANA (1961) wieder in Spanien zu drehen und damit für moralische wie politische Entrüstung sorgt, ist für den jungen Filmemacher einschneidend.

 

Nach und nach entwickelt Saura in den 1960er-Jahren einen radikal eigenen Stil und eine persönliche Ästhetik, was ihn zum interessantesten Vertreter seiner Generation macht und ein Grundproblem der Franco-Diktatur freilegt. So wie sie von der ideologischen Spaltung der Bevölkerung lange Zeit profitiert und alles daransetzt, den Zustand aufrechtzuerhalten, versucht sie auch, Einfluss auf die Filmproduktion zu nehmen. Mit der Öffnung in den 60ern hin zur Europäischen Gemeinschaft und zum Tourismus vergrößert sich allerdings ihr Toleranzbereich, und eine schwache Brise der Erneuerung weht durch das Land, von der Saura, sein Langzeitproduzent Elías Querejeta und sein langjähriger Drehbuchautor Rafael Azcona profitieren. Mit jedem Film lotet das Dreigespann die Grenzen des Sag- und Zeigbaren im Franquismus weiter aus und legt den Finger in die Wunden der Gesellschaft. Auf internationalen Festivals gefeiert, werden die Filme in der Heimat von den Rechten bekämpft.

 

Mit dem Ende der Diktatur wandelt sich auch Sauras Schaffen, doch sein großes Thema, die Ergründung des »Spanischen« an sich, verfolgt er bis ins hohe Alter. Als Dokumentarist und Essayist widmet er sich der Folklore, insbesondere dem Flamenco, und es scheint fast so, als wolle er mit manchen seiner späteren Arbeiten die immer noch spürbaren Klüfte in der spanischen Gesellschaft überwinden. Das mag diesen etwas von der Schärfe seiner früheren Filme nehmen, im Kern bleiben sie aber allein dadurch nicht weniger politisch. Wunderschön anzusehen, ja mitreißend, sind sie sowieso. (Florian Widegger)

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»Franco took so long to die that we all had time to buy champagne.«

Carlos Saura

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Carlos Saura

»Solange es Mauern gibt in dieser Welt der Menschen, der Ordnungen und der Verbote, muss es auch die Künstler geben, die sich an ihnen sündhaft, schön und lustvoll vergehen.«

Georg Seeßlen
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