Retrospective
 

Carmen Cartellieri

Eine österreichische Kinopionierin

20.10. - 30.10.2017

Ihr steile, aber nur kurz währende Karriere könnte selbst einem Drehbuch entsprungen sein. Scheinbar aus dem Nichts ging der Stern der Carmen Cartellieri im noch jungen Kino der schon untergehenden Donaumonarchie auf. Protegiert vom heute ebenfalls vergessenen Regisseur, Drehbuchautor und Kameramann Cornelius Hintner, folgte eine kurze aber intensive Karriere, die einige der schönsten und bemerkenswertesten Filme des österreichischen Stummfilmkinos zeitigte.

 

Zur Viennale 2017 präsentiert das Filmarchiv mit vielen neu restaurierten Arbeiten eine erste umfassende Werkschau zu dieser beinahe vergessenen österreichischen Kinopionierin. Dazu erscheint in der neuen Edition »Film Geschichte Österreich« eine erste Cartellieri gewidmete Publikation.

 

Carmen Cartellieri ist eine spätgeborene Künstlerin. Als 26-jährige dreht sie – ohne jemals vorher als Schauspielerin aktiv gewesen zu sein – Mitte 1917 ihren ersten Film ANJULA, DAS ZIGEUNERMÄDCHEN. Einen Namen macht sie sich an der Seite des Regisseurs Cornelius Hintner beim ungarischen Film.

 

Nach dem Ende der Räterepublik übersiedeln die beiden nach Wien, wo Cartellieri in einer beispiellosen Medienkampagne zum Star gehoben wird. Es folgen zwei vielbeachtete Eigenproduktionen, die schließlich in der Gründung der Cartellierifilm GmbH münden. Die Jahre des Aufschwungs der heimischen Filmindustrie während der Inflationszeit von 1920–1923 markieren den Höhepunkt ihrer Karriere.

 

Ab Mitte der 1920er-Jahre gehen die Angebote für Hauptrollen langsam zurück, aber auch in Nebenrollen überrascht sie die Kritiker durch ihre starke Präsenz und schauspielerische Natürlichkeit. Für Cartellieri, die schon früh die visuelle Kraft des Kinos zu nutzen vermochte, bedeutete der Tonfilm das Ende ihrer Karriere – Wien schillerndster Kinostern verglühte leise. Bis zu ihrem Tod am 17. Oktober 1953 sind keine öffentlichen Bühnen- oder Filmauftritte mehr überliefert.

 

Kuratoren: Armin Loacker, Nikolaus Wostry
Kurator des Musikprogramms: Karl Wratschko


DIE VERSCHWÖRUNG (H/A 1919)
Anlässlich dieser Retrospektive hat das Filmarchiv Austria einen Großteil der Filme digital restauriert bzw. rekonstruiert.

Dates

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