Retrospective
 

In 14 Filmen um die Welt

Tribute to Cinematograph

10.12.2024–8.1.2025

Den Tirolern wird im Allgemeinen eine besondere Sturheit und eine noch größere Heimatverbundenheit attestiert. Während erstere Eigenschaft für die erfolgreiche Leitung einer Kulturinstitution durchaus förderlich sein kann, lässt sich letztere dem Cinematograph Filmverleih nicht nachsagen. 1989 geht er aus dem gleichnamigen, fünf Jahre zuvor in der Museumstraße in Innsbruck eröffneten Kino hervor und bringt Filmkunst aus aller Welt nach Österreich. Das doppelte Jubiläum unserer Kollegen im Westen ist Anlass für unsere kleine »Werkschau« durch den Verleihkatalog, die die eine oder andere Wiederentdeckung für neugierige Filmfreund:innen bereithält.

 

Alle Filme werden von den 35-mm-Verleihkopien gezeigt, die im Filmarchiv Austria in Laxenburg eingelagert sind. Die Schau wird 2025 im Leokino in Innsbruck wiederholt.


In 14 Filmen um die Welt

Retrospektive vom 10. Dezember 2024 bis 8. Jänner 2025

Kurator

Florian Widegger

Ticketreservierung

reservierung@filmarchiv.at
+43 1 512 18 03 (täglich 14:00–21:00)

Spielort

METRO Kinokulturhaus
Johannesgasse 4, 1010 Wien
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Der Kinematograph steht am Beginn der Filmgeschichte: Ein Apparat, der Kamera, Kopiermaschine und Vorführgerät in einem ist. Eine Technik, die ihr Publikum am Ende des 19. Jahrhunderts in Erstaunen versetzt. Binnen kurzer Zeit tritt sie ihren Siegeszug rund um die Welt an – und macht im Gegenzug bewegte Bilder aus fremden Ländern anderswo zugänglich. Mit Sicherheit spielt dieser Gedanke auch bei der Gründung des Cinematograph in Innsbruck eine gewisse Rolle. Heute bildet er gemeinsam mit dem Leokino wohl den wesentlichen »Nahversorger« in Sachen Arthouse der Tiroler Landeshauptstadt – seine wechselvolle Geschichte reicht jedoch Jahrzehnte zurück. Sie nimmt ihren Anfang in einer Zeit, in der die Stadt kulturpolitisches Brachland ist, mit stockkonservativen Kräften am Ruder. Um ebendiesen Zustand aufzubrechen, gründen studentische Aktivisten Anfang der 1970er-Jahre ein Filmreferat mit dem Ziel, anspruchsvolle Filmkunst nach Innsbruck zu bringen. Bereits die ersten Vorführungen mit Bernhard Wickis DAS FALSCHE GEWICHT und Rudolf Noeltes DAS SCHLOSS erfreuen sich großen Publikumszuspruchs. Kompliziert wird es, als einige Jahre später Nagisa Ôshimas Skandalfilm IM REICH DER SINNE auf dem Programm steht – und nicht nur das Tiroler Lichtspielgesetz, sondern vor allem die noch strengere Landesregierung dem unsittlichen Treiben auf der Leinwand ein Ende macht.

 

Die Auseinandersetzung mit den Behörden nehmen die jungen Kinomacher sportlich: Kurz nach der Schließung des ersten Cinematographen eröffnen sie eine Not-Spielstätte, 1984 nimmt der Cinematograph in der Museumstraße seinen Betrieb auf, sogar mit leichter Unterstützung durch die öffentliche Hand. Die Erkenntnis, dass viele wichtige Filme noch immer nicht in die österreichischen Kinos kommen und untertitelte Originalfassungen eine Seltenheit darstellen, führt 1989 zur Gründung eines eigenen Filmverleihs, 1992 folgt schließlich die erste Ausgabe des Internationalen Filmfestivals Innsbruck. Seitdem hat der Cinematograph Verleih dafür gesorgt, dass ganz wesentliche Stimmen des Weltkinos hierzulande zu Wort kommen und in Dialog mit ihrem Publikum treten können. Die 14 für diese Schau ausgewählten Arbeiten aus den Jahren 1991 bis 2008 stehen beispielhaft für die große Bandbreite an Geschichten, Themen und Erzählformen, die das Programm des Cinematograph auszeichnet, welches andererseits mit einer sehr klaren, eindeutigen gesellschaftspolitischen Haltung einhergeht, die sich – auch ganz im Bewusstsein der eigenen Vergangenheit – auf der Seite der Außenseiter und Underdogs positioniert. (Florian Widegger)

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