Retrospective
KINO AUF WELTEROBERUNG
Abenteuer- und Expeditionsfilme 1925–1966
16.5.–25.6.2019
Die höchsten Berge, die tiefsten Meeresgründe, die kältesten Eislandschaften, die weitesten Steppen und die exotischsten Inseln – das sind nur einige der Orte, an die die Filme dieses Programms entführen. Sie stammen von Abenteurern, die auf ihren Reisen oft halsbrecherische Manöver und gefährliche Situationen zu überstehen haben. Die Filme selbst sind Zeugnisse ihres Mutes, ihrer Unerschrockenheit und ihres unbändigen Entdeckergeists.
Einer dieser Pioniere ist definitiv der Österreicher Hans Hass, der in seinen Arbeiten in den 1940er- und 50er-Jahren einem breiten Publikum die Geheimnisse unter der Meeresoberfläche enthüllt und so ein großes Interesse an der Unterwasserwelt regelrecht entfacht – indem er den Zusehern die Angst vor dem Unbekannten in der Tiefe nimmt. Aus produktionstechnischer Not macht Hass eine Tugend: Er verbindet seine wissenschaftlichen Ansprüche als Forscher mit jenen eines unterhaltenden Kinoerzählers, sprich er umrahmt und verknüpft dokumentarische Aufnahmen mit einer Spielfilmhandlung. Weitere dieser PionierInnen sind etwa die Schwedin Clärenore Stinnes, die schon in den späten 1920er-Jahren mit einem Auto die Welt umrundet, der Brite Edmund Hillary, der den höchsten Berg der Welt bezwingt, oder der Norweger Thor Heyerdahl, der mit seiner wagemutigen Floßfahrt im Pazifik seine wissenschaftlichen Thesen untermauert. Mit ihren poetischen und eigenwilligen Filmen prägen der Deutsche Hans Schomburgk, der Österreicher Albert Quendler und der Schweizer René Gardi jeweils das Afrikabild mehrerer Generationen.
Film stellt ein überaus probates Medium dar, um über Bild und Ton Eindrücke und Erlebtes all jenen zu vermitteln, die solche Erfahrungen nicht selbst machen können. Das Kino ist, insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, jener Ort, an dem sich diese Erlebnisse manifestieren können, erst später wird es darin vom Fernsehen abgelöst. In dieser Zeit, so hat man zumindest das Gefühl, werden auch die letzten Winkel der Erde entdeckt und erforscht, und es scheint nicht unlogisch, dass sich spätestens ab den 1960er-Jahren das Interesse von unserem Planeten in den Weltraum verlagert. Auch die Filme verändern sich ab diesem Zeitpunkt – die italienische »Schockumentation« MONDO CANE (1962) ermöglicht plötzlich eine Weltreise der ganz anderen Art: von den entlegensten Südseeinseln etwa ist es nur ein Schnitt in die »Zivilisation«. (Florian Widegger)