Retrospective
Magic Movies
E. T. A. Hoffmann und das Kino
1.10.–16.10.2024
Kennen Sie schon E. T. A. Hoffmann, den Filmemacher? Der Ihnen bekannte Dichter, Musiker und Zeichner der deutschen Romantik inspiriert mit seinen Stoffen, in denen stets die Grenzen zwischen Realität und Ideal, Alltag und Fiktion aufgehoben sind, Opern- und Bühnenwerke und – seit Anbeginn der bewegten Bilder – auch das Kino.
Im Hauptberuf Jurist, ändert der freimütige künstlerische Geist seinen dritten Vornamen in Verehrung für Mozart in Amadeus und beschenkt die Literatur mit packenden Geschichten, abenteuerlichen Märchen, romantisch-versponnenen Mysterien, fantastischen Traumwelten, spannenden Schauerromanen, Grotesken zwischen unheimlichem Grauen und befreiendem Lachen.
Seine Werke handeln von Doppelgängern, Wahnsinnigen, Geistererscheinungen, Träumern, sprechenden Tieren, der Automatenpuppe Olimpia, dem skrupellosen Advokaten Coppelius, dem grausamen Mann im Ammenmärchen, der den Kindern, die nicht zu Bett gehen wollen, Sand in die Augen streut, oder dem raubmörderischen Doppelleben des besessenen Goldschmieds Cardillac. Hoffmann »zeichnet« mit seiner Feder pointierte Figuren, wie die gewitzte Schriftstellerin in der Kriminalnovelle Das Fräulein von Scuderi, die als Miss Marple im historischen Gewand eine rätselhafte Mordserie im Paris des 17. Jahrhunderts aufklärt.
Dunkle Mächte und bedrohte Existenzen stehen auf der einen, Satire und Gesellschaftskritik auf der anderen Seite, innere Selbstreflexion ist angesagt wie auch das Hinterfragen äußerer ungerechter Zustände, die Erzählperspektiven wechseln ebenso sprunghaft wie die Zeitebenen: So tut sich von Hoffmanns Erzählungen über Die Elixiere des Teufels bis zum »Sandmann« eine wahre Schatzkammer für den Film auf. Hoffmanns Formenreichtum und sein breit gefächerter Handlungskosmos haben so unterschiedliche Regisseure wie Edgar Reitz, Michael Powell und Emeric Pressburger, Richard Oswald, Eckhart Schmidt oder Ernst Lubitsch begeistert, die in ihren filmischen Annäherungen an das Werk des Dichters vor allem versuchen, mit dessen faszinierenden dynamischen Figurenkonstellationen gleichzuziehen.
Die Retrospektive Magic Movies lädt ein zu einer audiovisuellen Reise durch Hoffmanns fantastische Welten, wobei jeder Film durch kurze »Guidelines« eingeführt wird, um weitere vertiefende Akzente auf das Kino zu setzen, das E. T. A. Hoffmann durch seinen Esprit angeregt hat. Lehnen wir uns zurück und öffnen wir die Augen. Es gibt viel zu sehen! (Brigitte Mayr)