Siegfried Lichtenstaedter, geboren 1865 in Baiersdorf, ermordet 1942 in Theresienstadt, war ein bis vor Kurzem weitgehend vergessener jüdischer Jurist, Orientalist, Judaist, Sprachwissenschaftler und Schriftsteller. Seine Wiederentdeckung und die Publikation ausgewählter Schriften (2019) sind den Forschungen des Historikers Götz Aly zum europäischen Antisemitismus zu verdanken. Lichtenstaedter, von Aly als »Prophet der Vernichtung« bezeichnet, verfügte nicht nur über eine bemerkenswerte Gabe zur Gesellschaftsdiagnose. Er war auch ein ausgeprägtes literarisches Talent, nicht zuletzt im Bereich der politischen Satire. In seinen Arbeiten erweist er sich als scharfer Kritiker des zu seinen Lebzeiten sich immer mehr ausbreitenden Antisemitismus, aber auch eines westlich, eurozentrisch geprägten Imperialismus.
Eine Veranstaltung der Österreichischen Gesellschaft für Zeitgeschichte in Verbindung mit dem Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien und dem Forschungsschwerpunkt Diktaturen – Genozide – Gewalt der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät in Kooperation mit dem Filmarchiv Austria.