An diesem Film kommt 1974 niemand vorbei: Die Geschichte der gelangweilten, sexuell unterforderten und jung verheirateten Diplomatengattin Emmanuelle, die ihrem Mann nach Bangkok folgt und dort in die »Schule der Lust« eingeführt wird, ist ein Überraschungserfolg, der nicht nur den Erotikfilm von seinem Schmuddelimage zu befreien vermag, sondern auch eine ganze Welle an Nachfolgern und Epigonen auslöst und einen absoluten kinematografischen Höhepunkt (in vielerlei Hinsicht) der sexuellen Revolution Anfang der 1970er-Jahre darstellt. Hauptdarstellerin Sylvia Kristel wird mit ihrer lasziven Pose im Korbsessel zur Ikone und Regisseur Just Jaeckin, der ursprünglich alles andere als begeistert von dem Projekt war, zum Hochglanz-Filmemacher. Ein Celluloid gewordener, ambivalenter feuchter Traum, immer und immer wieder. (Florian Widegger)