Im ehemaligen Zentralkino Ottakring hat sich eine wertvolle Sammlung zur Frühgeschichte des Kinos in Wien erhalten
1906 eröffneten Sophie und Johann Nehéz das »American Bioscop« in der Ottakringer Straße, und 1911 folgte das »Zentral-Theater« mit 600 Sitzplätzen, das schnell zum Kinoflaggschiff des Bezirks avancierte. Die Familie Nehéz betrieb insgesamt sechs Kinos und setzte mit Marketingideen wie gebrandeten Kalendern und Werbegeschenken neue Maßstäbe. Nach Jahrzehnten des Erfolgs musste das »Zentral-Theater« 1966 schließen, und der Betrieb geriet in Vergessenheit.
Bei Recherchen entdeckte das Filmarchiv Austria eine wertvolle Sammlung des Kinos, die von Stefan Nehéz, dem Enkel der Gründer, bewahrt wurde. In der ehemaligen Vorführkabine fanden sich originale Plakate aus den 1910er-Jahren, historische Ankündigungstafeln, Werbemittel und technische Objekte wie eine Elektrisiermaschine. Ebenfalls überliefert sind historische Filmdokumente aus den ersten 20 Jahren des Kinos. Diese Filme wurden von Johann Nehéz nicht nur im eigenen Kino präsentiert, sondern waren auch Bestandteil von Verleihprogrammen. Dieser Bestand dokumentiert die Frühgeschichte der Wiener Kinos in einzigartiger Breite und wird nun vom Filmarchiv sukzessive aufgearbeitet.