Die fast vollständig erhaltenen Kinowochenschauen bilden eine audiovisuelle Chronik Österreichs im 20. Jahrhundert.
Im Filmarchiv Austria finden sich umfassende Sammlungen praktisch aller in Österreich hergestellten Wochenschau-Produktionen von den 1910er- bis in die 1980er-Jahre. Die Wochenschau war ein für das Kino produziertes Nachrichtenformat, das über politische, gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse berichtete und immer wieder auch propagandistischen Zwecken diente. Mit der Verbreitung des Fernsehens wurde sie als dominantes Medium der Bildberichterstattung nach und nach obsolet.
Kontakt:
Susanne Rocca
s.rocca@filmarchiv.at
+43 (0)1 216 13 00 – 220
Österreich in Bild und Ton
(1933-1938)
ÖSTERREICH IN BILD UND TON wurde von Juni 1933 bis März 1938 im Auftrag der österreichischen Bundesregierung produziert und diente vor allem der Legitimierung des autoritären Regimes. Mit dieser Kinowochenschau sollte das Bild eines »vaterländischen« Österreichs transportiert und die österreichische Identität, auch in Abgrenzung zum nationalsozialistischen Deutschland, gestärkt werden. Heute gilt die weitgehend erhaltene Wochenschau ÖSTERREICH IN BILD UND TON als hochkarätige Primärquelle zur Zeitgeschichte 1933 bis 1938.
Kaderscan Signation ÖSTERREICH IN BILD UND TON
Ostmark-Wochenschau
(1938-1939)
Die OSTMARK-WOCHENSCHAU ist eine wesentliche, bisher aber nahezu unbekannte Bildquelle zur Zeitgeschichte Österreichs unmittelbar nach dem »Anschluss« an das nationalsozialistische Deutschland im Jahr 1938. Nach dem Einmarsch der Hitler-Truppen wurde mit den praktisch unveränderten Produktionsstrukturen der ständestaatlichen Wochenschau ÖSTERREICH IN BILD UND TON eine »lokale«, NS-konforme Wochenschau produziert. Das Filmarchiv Austria hat die Repatriierung dieser Bestände aus Deutschland durchgesetzt und das Material für die Öffentlichkeit erschlossen.
Kaderscan Signation OSTMARK WOCHENSCHAU
Welt im Film (1945-1949)
Die britisch-amerikanische Wochenschau WELT IM FILM wurde für die besetzten Gebiete im deutschsprachigen Raum produziert, die österreichische Ausgabe enthielt eigenständige Beiträge. Eine programmatische Zielsetzung der WELT IM FILM war es, die »Re-Education« der Bevölkerung durch Förderung eines neuen Demokratieverständnisses voranzutreiben. Mit der Etablierung der AUSTRIA WOCHENSCHAU 1949 stellte die WELT IM FILM ebenso wie die Wochenschau-Produktionen der anderen Besatzungsmächte ihre Aktivitäten in Österreich wieder ein.
Filmstill WELT IM FILM
Austria Wochenschau
(1949-1982)
Die erste Ausgabe der AUSTRIA WOCHENSCHAU gelangte am 11.11.1949 in die Kinos. Die wichtigste Aufgabe dieses staatlichen Unternehmens war es, positive Österreich-Bilder zur Herausbildung einer nationalen Identität zu produzieren. Die einzelnen Wochen-Ausgaben wiesen eine Länge von rund zehn Minuten auf und bildeten das obligate Vorprogramm in den österreichischen Kinos. Für die internationale Berichterstattung diente das parallel produzierte WELTJOURNAL. Nach Einstellung der Produktion 1982 wurden die Bestände der AUSTRIA WOCHENSCHAU 1998 schießlich an das Filmarchiv Austria übergeben.
Kaderscan Signation AUSTRIA WOCHENSCHAU
Fox Tönende Wochenschau
(1950-1974)
Ab 1950 wurden für die schon seit 1930 bestehende FOX TÖNENDE WOCHENSCHAU eigene Österreich-Beiträge hergestellt. Als wichtigster Mitarbeiter dieses Unternehmens fungierte der Wiener Kameramann, Regisseur und Filmproduzent Otto Pammer (1926–2008). Pammer filmte unter anderem die Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrages 1955, den ungarischen Volksaufstand 1956 und auch den Prager Frühling 1968. Das Wochenschau-Archiv von Otto Pammer konnte 2008 vom Filmarchiv Austria übernommen werden.
Filmstill Signation FOX TÖNENDE WOCHENSCHAU
Scope und Hallo Kino
(1982-1994)
Mit SCOPE realisierte man 1982 ein neues Wochenschau-Konzept in Form eines für jüngere Zielgruppen konzipierten Kinomagazins. SCOPE wurde dabei zu einer Art »Austro-MTV« mit Clips aus der österreichischen Musikszene und Veranstaltungsankündigungen. Ab 1985 lief HALLO KINO, ein Kinomagazin, moderiert von Prominenten aus Sport, Politik und Kultur. Dieses Format wurde zunächst wöchentlich, dann 14-tägig und schließlich, gegen Ende der Produktion 1994, nur mehr monatlich hergestellt.
Filmstill Signation SCOPE