
Die politische Filmarbeit war nicht nur eine unmittelbare Reaktion auf die traumatischen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, sondern entsprach auch dem emanzipatorischen Selbstverständnis der sich formierenden Arbeiterbewegung. Der bürgerlichen Filmproduktion wollte man eine selbstbestimmte mediale Macht gegenüberstellen. Ziel war es, die Realität der Zeit, und unter dieser verstand man in erster Linie die politisch bedingten Klassenverhältnisse, sichtbar zu machen. Ein rares Beispiel für den Versuch, ein sozialrealistisches Kino in Österreich auf die Beine zu stellen, war NAMENLOSE HELDEN (A 1924). Dieser nur fragmentarisch erhaltene Spielfilm stellt die erst kürzlich überwundenen Grauen des Weltkrieges als Botschaft der politischen Aufklärung zur Schau. Die für diesen Film verantwortliche, in Wien gegründete Produktionsfirma Prometheus ging nach Deutschland und wurde dort zu einem Zentrum der linken Filmkultur. In Österreich blieb das proletarische Kino eine im Vergleich dazu ephemere Angelegenheit. Ohne eigene Produktionsstrukturen und potente Studios wurde Kino auf Augenhöhe mit der Wirklichkeit hergestellt. Dabei entstanden geschichtsbewusste, dokumentarische Bilder, die als lebendige Zeitzeugnisse auch noch der Nachwelt vom Kampf und den Errungenschaften der Arbeiterschaft berichten sollten. (Ernst Kieninger)