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Retrospektive
FREUDvolles Kino Film und Psyche 1900–2025

Sigmund Freuds Ideenwelt hat das Kino nachhaltig beeinflusst, kinematografische Reinkarnationen des Unbewussten und visuelle Metaphern der Traumdeutung schrieben sich in die Populärkultur ein. Anfang April startet das Filmarchiv Austria eine groß angelegte kinematographische Tour d’Horizon durch die Filmgeschichte und spürt den spannenden und durchaus lustvollen Wechselbeziehungen zwischen Kino und Psyche nach. Die bis Ende Juni laufende dreiteilige Filmreihe präsentiert neben vielen Klassikern des Genres auch einige filmhistorische Juwelen wie surrealistische Stummfilme, verstörende Psychothriller oder auch abgründiges Autorenkino mit einigen österreichischen Perlen.

Der Traum, der bleibt:
Sigmund Freud und das Kino

Seit Anbeginn transportierte das Kino neben den dokumentarischen Aufnahmen der äußeren Wirklichkeit auch Bilder der Träume, Erinnerungen und der Fantasie. Sigmund Freuds bahnbrechende Traumdeutung aus 1899 fiel genau in die Zeit, als das frühe Kino das Universum des Imaginären zu ergründen begann. Die Theorien Freuds beeinflussten die filmkünstlerische Auseinandersetzung mit den Tatsachen der Seele nachhaltig. Immer wieder bezogen sich Filme auf die Kraft des Unbewussten, auf verstörende Bilder aus den Tiefenschichten der Psyche, die neue Realitäten zu schaffen vermochten.

Im geschichtsträchtigen Jahr 1895, als die Gebrüder Lumière die ersten öffentlichen Filmvorführungen in Paris präsentierten, begründete Sigmund Freud mit den Studien über Hysterie die Psychoanalyse. In diesem Text beschreibt er die Bewegung der Illusion anhand des Falls der Frau Emmy v. N. Im gleichen Jahr wurde mit den Röntgenstrahlen eine weitere bahnbrechende Entdeckung gemacht, die eine bis dahin unsichtbare Welt zum Vorschein brachte. Kino, Psychoanalyse und X-Strahlen wurden zu diskursbestimmenden Phänomenen der Moderne, die neue Seh- und Wahrnehmungsräume öffneten und erstmals auch das Bewusstsein für Realitäten jenseits der unmittelbaren Erfahrung schärften.

Das Kino etablierte sich dabei als kongeniales Medium zur Darstellung dieser neuen Weltbeziehungen. Während sich Georges Méliès mit seinen kinematographischen Zauberstücken noch auf die alte Illusionskunst der Schausteller bezog, hatte der Surrealismus schon die großen Themen Freuds im Visier. Nun galt es, auch für Träume, das Verdrängte und das Unbewusste eine filmische Sprache zu finden. Neben den Klassikern UN CHIEN ANDALOU (1929) und L’ÂGE D’OR (1930) bestechen heute vor allem auch die Arbeiten der französischen Kinopionierin Germaine Dulac. Noch vor Luis Buñuel und Salvador Dalí schuf sie in LA COQUILLE ET LE CLERGYMAN (1928) mit Metaphern wie Schlüsseln, Türen, Muscheln und Schwertern eine erste kinematographische Grammatik der Psychoanalyse.

Freud selbst stand dem Kino skeptisch gegenüber. Die bildliche Darstellung eines Traums, einer Idee oder einer Emotion erschien ihm weniger wertvoll als die analytische Interpretation. Dennoch versuchte die Filmbranche immer wieder, ihn für Projekte zu gewinnen. 1924 etwa lehnte Freud ein lukratives Angebot von Samuel Goldwyn ab, für Hollywood eine große Story zu konzipieren. Seine Schüler Karl Abraham und Hanns Sachs erklärten sich aber bereit, an der Gestaltung von G. W. Pabsts GEHEIMNISSE EINER SEELE (1926) mitzuwirken. Mit diesem Film, der sich explizit auf Freud berief, traf der österreichische Regisseur den Nerv der Zeit.

Von Anbeginn war diese Produktion auch auf den amerikanischen Markt ausgerichtet, das kommerzielle Potenzial erschien beträchtlich. Denn seit den 1920er-Jahren absolvierten viele Amerikaner:innen ihre psychoanalytische Ausbildung in Wien und brachten die Ideen in die USA. Gleichzeitig gelang es den Filmschaffenden immer häufiger, Sujets der freudschen Seelenlehre in formidable Leinwandadaptionen zu verwandeln.

Dem ausgeprägten Hang zum Individualismus ist es wohl auch zu verdanken, dass die Psychoanalyse in keinem Land so in die Populärkultur eingegangen ist wie in den USA. Und das Kino avancierte dabei zum wichtigsten Komplizen. Filme wie SPELLBOUND (1945), PSYCHO (1960) oder ONE FLEW OVER THE CUCKOO’S NEST (1975) wurden zu visuellen Manifesten der freudschen Psychoanalyse und bildeten prototypische Genrestrukturen.

Der Sog der kulturindustriellen Aneignung erfasste auch den Spiritus Rector selbst. Eines der berühmtesten Biopics lieferte John Huston 1962 mit FREUD ab, großartig Montgomery Clift in der Rolle des Wiener Seelenarztes. Nach und nach stieg Freud zur filmischen Pop-Ikone auf, das Kino feierte seine vielgestaltige Reinkarnation mit Attributen wie dem steifen dunklen Anzug, dem Bart und der Pfeife. Klone und Epigonen Freuds bevölkern seither die Leinwand und verweisen auf kulturelle Codes, die sich wohl nicht einmal Sigmund Freud erträumt hätte.

Kurator: Ernst Kieninger

Mo, 07. April - Do, 26. Juni
Mo, 07.4., 18:30
FREUDvolles Kino
The Pervert's Guide to Cinema
Ist das Kino primär dazu da, die Ängste und Wünsche des Publikums zu bedienen? Oder ist es nicht vielmehr umgekehrt so, dass wir, die wir uns ins Kino begeben, dort erst überhaupt unsere Sehnsüchte erkennen? Der streitbare Soziologe, Philosoph und Kulturkritiker Slavoj Žižek nimmt uns mit auf einen kurzweiligen Ritt durch die Filmgeschichte. In Repliken von Kulissen mehrerer berühmter Klassiker (die uns auch in dieser Retrospektive begegnen), vermittelt der Lacanianer Žižek, der sich nebenbei au
Di, 08.4., 21:00
FREUDvolles Kino
Psycho
Schon die gebrochenen Linien im Vorspann von Saul Bass, die die Leinwand zerschneiden, verweisen auf die nervöse Dynamik des Films, der sich seiner vermeintlichen Hauptfigur nach etwa 30 Minuten in 70 rasch aufeinanderfolgenden Einstellungen unter der Dusche entledigt. Eine falsche Fährte von vielen, die Hitchcock in diesem mit Konventionen brechenden Klassiker legt – nur um am Schluss zur Erkenntnis zu kommen: An allem ist Mutter schuld! (Florian Widegger)
Do, 10.4., 18:45
FREUDvolles Kino
Broken Flowers
Graue Haare hat er inzwischen, der einstige Frauenschwarm Don, der zu Beginn einen anonymen Brief auf rosa Papier erhält und erfährt, dass er einen Sohn hat. Eigentlich bewegt ihn diese Nachricht kaum, erst sein Nachbar bringt ihn dazu, sich auf die Reise zu den vier noch lebenden Ex-Freundinnen und potenziellen Müttern zu machen … Ein bittersüßer Road-Trip in warmen Farben, in dem Bill Murray einmal mehr den Meister des Understatements gibt. (Florian Widegger)
Do, 10.4., 20:30
FREUDvolles Kino
Wild at Heart
Sailor und Lula sind unsterblich ineinander verliebt. Doch Lulas Mutter ist gegen diese Liebe und beauftragt sogar einen Messerstecher, um Sailor zu beseitigen. In einem feuerroten Cabriolet flieht das Paar durch Amerika … Ein bisschen Elvis, ein bisschen Roadmovie, ein bisschen DER ZAUBERER VON OZ, viel Schlangenhaut, laute Musik, Gewalt und Sex – das sind die Zutaten für eine orgiastische Hymne auf die Absurdität des Lebens und des Liebens.
Fr, 11.4., 19:00
FREUDvolles Kino
Im Keller
Ist Ulrich Seidl in gewissem Sinne ein Schüler Sigmund Freuds? Zumindest erweckt es hier den Eindruck, blickt sein Film untrüglich in die Keller von Herrn und Frau Österreicher – und somit unter die Oberfläche. Dort gehen sie ihren eigentlichen Bedürfnissen nach, ihren Hobbys, Leidenschaften und Obsessionen. Ulrich Seidl: »In unser aller Unterbewusstsein ist der Keller auch ein Ort der Dunkelheit, ein Ort der Angst, ein Ort der menschlichen Abgründe.« (Florian Widegger)
Fr, 11.4., 21:00
FREUDvolles Kino
The Matrix
Mit atemberaubendem Tempo, spektakulären Schauwerten und einem Cocktail aus Drogen- & Cyberästhetik sowie einer gehörigen Portion antiker Heldensaga schlägt MATRIX Ende des 20. Jahrhunderts das Publikum in den Bann und wirkt bis heute stilbildend. »Wie wirklich ist die Wirklichkeit?« – Watzlawicks Grundfrage, die der Film auf beeindruckende Weise durchexerziert, ist angesichts der Fortschritte im Bereich der Neurotechnologie aktueller denn je.
Sa, 12.4., 18:30
FREUDvolles Kino
Persona
Seit einer Elektra-Aufführung verharrt die berühmte Schauspielerin Elisabeth Vogler in einem Zustand von Apathie. Ihre Ärztin bietet ihr an, einige Zeit in einem abgelegenen Sommerhäuschen zu verbringen, mit der jungen Krankenschwester Alma an ihrer Seite. Die beiden Frauen ähneln einander nicht nur äußerlich, sie kommen einander im Lauf der Zeit auch innerlich immer näher und entwickeln ein eigenartiges Verhältnis gegenseitiger Abhängigkeit … Der Titel reflektiert zum einen auf die persona des
Sa, 12.4., 20:30
FREUDvolles Kino
Poor Things
Bella Baxter ist die Schöpfung eines exzentrischen, andere würden sagen, verrückten Wissenschaftlers: Er ersetzte das Gehirn einer Selbstmörderin ausgerechnet mit jenem ihres ungeborenen Kindes und erweckt sie zu neuem Leben. Die erwachsene Frau mit den Baby-Manieren entwickelt im Lauf der Zeit aber ihren eigenen Willen. Sie entdeckt die Welt außerhalb des Labors – und damit ihren Drang nach Freiheit, ihren Wissensdurst und ihre Lust. Ihre unbändige Entwicklung offenbart die Heuchelei, die gesel
So, 13.4., 17:30
FREUDvolles Kino
Vertigo
»Scottie« Ferguson, Polizist a. D., erhält von seinem ehemaligen Schulfreund den Auftrag, dessen Frau Madeleine zu beschatten, die angeblich vom Geist ihrer Urgroßmutter besessen ist. Doch als Scottie auf Madeleine trifft, entwickelt er seine ganz eigene Form von Besessenheit. Der titelgebende Gleichgewichtsverlust meint nicht nur die Furcht vor dem Abgrund, den Schwindel, sondern vor allem den Strudel aus Neurosen, in den die Figuren stürzen.
So, 13.4., 20:00
FREUDvolles Kino
Dogville
Wie aus dem Nichts kommt Grace in der abgeschiedenen Kleinstadt Dogville in den Rocky Mountains an. Niemandem verrät sie das Geheimnis ihrer Herkunft und vor wem sie sich versteckt hält. Nach und nach gewinnt sie das Vertrauen ihrer Mitmenschen – bis eines Tages ein Steckbrief mit ihrem Konterfei auftaucht … Lars von Triers radikales, perfekt besetztes Ensemblestück dekonstruiert den Zauber des Kinos, um wieder ans Kino glauben zu können. (Florian Widegger)
Mo, 14.4., 18:30
FREUDvolles Kino
The Seven-Per-Cent Solution
Der berühmte Meisterdetektiv hat die Spürnase voll – im wahrsten Sinne des Wortes: Dem Kokain verfallen, leidet er unter Wahnvorstellungen. Watson lockt ihn nach Wien, wo ihn der geniale Dr. Freud mittels Hypnose von seiner Sucht befreit, allerdings nicht, ohne seine Dienste bei der Suche nach einer verschwundenen Patientin in Anspruch zu nehmen … Die ungewöhnliche Krimikomödie besticht mit stilvollen Dekors und bestens gelaunten Darstellern.
Mo, 14.4., 21:00
FREUDvolles Kino
Alien
Ein Raumschiff als unheimlicher Mutterleib, in dessen dunklen Ecken tödliche Gefahr lauert. Ein Bordcomputer namens »Mother«, der seine Kinder, die Crew, hintergeht und damit ebenjener Gefahr erst aussetzt. Eine Urszene, in der ein Mann »Opfer« von Penetration und Befruchtung wird und deren Aggressivität nur von der darauffolgenden Geburtsszene übertroffen wird. Ein phallisches Monster, das gleichzeitig auch Vagina dentata ist; und mittendrin Sigourney Weaver, die es schafft, sowohl Monster als
Di, 15.4., 18:30
FREUDvolles Kino
Das Cabinet des Dr. Caligari
»Du musst Caligari werden!« Tagsüber steht der somnambule Cesare als Schaustück des Hypnotiseurs Caligari auf einer Jahrmarktbühne und sagt seinem Publikum den Tod voraus, nachts zieht er unter dem Einfluss seines Herren mordend durch die Stadt … Damals bahnbrechend, heute ikonisch: Inmitten der düsteren Atmosphäre und albtraumhaften Sets steht mit Lil Dagover eine der bekanntesten Stummfilmschauspielerinnen am Beginn ihrer Karriere. (Florian Widegger)
Di, 15.4., 20:30
FREUDvolles Kino
Bad Timing
Die junge Amerikanerin Milena wird eines Abends mit einer Tablettenvergiftung ins Spital eingeliefert. Inspektor Netusil beginnt mit seinen Ermittlungen – und mit ihm wir Zuseher … Das Wien der ausgehenden 1970er-Jahre drückt dem vielschichtig arrangierten Film seinen Stempel auf. Roeg: »Es war eine instabile Stadt, eine Grenzstadt … ein Ort mit verschiedenen Regeln und mit vielen Gefahren, mit viel Polizei und Spionen – das alles ist im Film.«
Mi, 16.4., 19:00
FREUDvolles Kino
Peeping Tom
Statt eines Freud-Biopics, das Marks ursprünglich mit Powell drehen wollte, verknüpfen die beiden das Konzept des sadistischen Voyeurismus mit dem Medium Film: Der männliche Protagonist ist hauptberuflich Kameraassistent und nur dann sexuell erregbar, wenn er seine weiblichen Opfer mit einer zur Stichwaffe umfunktionierten Kamera tötet und sein »Werk« anschließend auf der Leinwand betrachtet. Ein Meilenstein des selbstreflexiven Films.
Mi, 16.4., 20:00
FREUDvolles Kino
The Pervert's Guide to Cinema
Ist das Kino primär dazu da, die Ängste und Wünsche des Publikums zu bedienen? Oder ist es nicht vielmehr umgekehrt so, dass wir, die wir uns ins Kino begeben, dort erst überhaupt unsere Sehnsüchte erkennen? Der streitbare Soziologe, Philosoph und Kulturkritiker Slavoj Žižek nimmt uns mit auf einen kurzweiligen Ritt durch die Filmgeschichte. In Repliken von Kulissen mehrerer berühmter Klassiker (die uns auch in dieser Retrospektive begegnen), vermittelt der Lacanianer Žižek, der sich nebenbei au
Do, 17.4., 18:30
FREUDvolles Kino
Inside Out
Große Veränderungen stehen im Leben der 11-jährigen Riley an, als sie mit ihren Eltern vom Land in die Stadt zieht. In dieser Situation leisten die fünf Emotionen im Hauptquartier, dem Kontrollzentrum in ihrem Kopf, Schwerstarbeit. Gerade die optimistische FREUDE möchte Riley nur glücklich sehen. Doch durch ein Missgeschick verschwindet sie gemeinsam mit KUMMER tief im Gedächtnis – und es ist an ANGST, WUT und EKEL, den Schlamassel auszubügeln.
Do, 17.4., 20:30
FREUDvolles Kino
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»Scottie« Ferguson, Polizist a. D., erhält von seinem ehemaligen Schulfreund den Auftrag, dessen Frau Madeleine zu beschatten, die angeblich vom Geist ihrer Urgroßmutter besessen ist. Doch als Scottie auf Madeleine trifft, entwickelt er seine ganz eigene Form von Besessenheit. Der titelgebende Gleichgewichtsverlust meint nicht nur die Furcht vor dem Abgrund, den Schwindel, sondern vor allem den Strudel aus Neurosen, in den die Figuren stürzen.
Fr, 18.4., 18:30
FREUDvolles Kino
Persona
Seit einer Elektra-Aufführung verharrt die berühmte Schauspielerin Elisabeth Vogler in einem Zustand von Apathie. Ihre Ärztin bietet ihr an, einige Zeit in einem abgelegenen Sommerhäuschen zu verbringen, mit der jungen Krankenschwester Alma an ihrer Seite. Die beiden Frauen ähneln einander nicht nur äußerlich, sie kommen einander im Lauf der Zeit auch innerlich immer näher und entwickeln ein eigenartiges Verhältnis gegenseitiger Abhängigkeit … Der Titel reflektiert zum einen auf die persona des
Fr, 18.4., 20:30
FREUDvolles Kino
The Dark Knight
Nolan brachte mit seiner Trilogie eine neue Qualität nach Gotham City. Im Mittelteil ist Batman zum Zweifler geworden, der ein normales Leben führen und die Aufräum-Agenden endgültig an Staatsanwalt Dent abgeben will. Auf ihn hat es der Joker abgesehen, eine monströse Kreuzung zwischen Mephisto und Manson – sein Ass im anarchischen Spiel um die Stadt … Für seine unfassbare Performance wurde Heath Ledger posthum mit dem Oscar ausgezeichnet. (Silvia Breuss)
Sa, 19.4., 17:30
FREUDvolles Kino
La pianiste Die Klavierspielerin
Erika hat es weit gebracht. Die Stellung als Professorin am Konservatorium soll sie für ihre entgangene Weltkarriere als Pianistin entschädigen. Das Bett teilt sie sich mit ihrer kontrollsüchtigen Mutter, bis sie eines Tages den jungen Studenten Walter kennenlernt … Mit Bildern, so verstörend wie Jelineks Sprache, führt er das neurotische Treiben seiner Heldin vor. Stefan Grissemann: »Körperlicher, kunstfertiger war Europas Kino lange nicht.«
Sa, 19.4., 20:30
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Wild at Heart
Sailor und Lula sind unsterblich ineinander verliebt. Doch Lulas Mutter ist gegen diese Liebe und beauftragt sogar einen Messerstecher, um Sailor zu beseitigen. In einem feuerroten Cabriolet flieht das Paar durch Amerika … Ein bisschen Elvis, ein bisschen Roadmovie, ein bisschen DER ZAUBERER VON OZ, viel Schlangenhaut, laute Musik, Gewalt und Sex – das sind die Zutaten für eine orgiastische Hymne auf die Absurdität des Lebens und des Liebens.
So, 20.4., 17:00
FREUDvolles Kino
Soljaris
Der Psychologe Kelvin wird auf eine den Planeten Solaris umkreisende Raumstation geschickt, auf der sich unerklärliche Dinge zutragen. Dort angekommen, findet er ein einziges Chaos vor. Von der ursprünglichen Besatzung sind nur mehr zwei übrig, die anderen starben unter mysteriösen Umständen. Eines Morgens erscheint ihm eine Frau, die seiner vor vielen Jahren verstorbenen Gattin aufs Haar gleicht … In Tarkowskis philosophischer Fabel materialisieren sich die geheimsten Wünsche, Ängste und Erinne
So, 20.4., 20:30
FREUDvolles Kino
The Exorcist - Director's Cut
Aus der 12-jährigen Regan wird quasi über Nacht ein unheimliches Wesen, denn fremde, bösartige Kräfte scheinen von ihr Besitz ergriffen zu haben. Als die Schulmedizin nicht mehr weiterweiß, wendet sich ihre Mutter verzweifelt an die Kirche. Zwei Jesuitenpater nehmen sich ihrer an und versuchen, den Dämon mittels »the power of Christ« auszutreiben … Friedkins THE EXORCIST sorgte bei seiner Uraufführung für Schwindelanfälle, Gesprächsstoff und einen Run auf die katholische Kirche. Was wenig verwun
Mo, 21.4., 17:00
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Dogville
Wie aus dem Nichts kommt Grace in der abgeschiedenen Kleinstadt Dogville in den Rocky Mountains an. Niemandem verrät sie das Geheimnis ihrer Herkunft und vor wem sie sich versteckt hält. Nach und nach gewinnt sie das Vertrauen ihrer Mitmenschen – bis eines Tages ein Steckbrief mit ihrem Konterfei auftaucht … Lars von Triers radikales, perfekt besetztes Ensemblestück dekonstruiert den Zauber des Kinos, um wieder ans Kino glauben zu können. (Florian Widegger)
Mo, 21.4., 20:30
FREUDvolles Kino
Alien
Ein Raumschiff als unheimlicher Mutterleib, in dessen dunklen Ecken tödliche Gefahr lauert. Ein Bordcomputer namens »Mother«, der seine Kinder, die Crew, hintergeht und damit ebenjener Gefahr erst aussetzt. Eine Urszene, in der ein Mann »Opfer« von Penetration und Befruchtung wird und deren Aggressivität nur von der darauffolgenden Geburtsszene übertroffen wird. Ein phallisches Monster, das gleichzeitig auch Vagina dentata ist; und mittendrin Sigourney Weaver, die es schafft, sowohl Monster als
Di, 22.4., 18:30
FREUDvolles Kino
Psycho
Schon die gebrochenen Linien im Vorspann von Saul Bass, die die Leinwand zerschneiden, verweisen auf die nervöse Dynamik des Films, der sich seiner vermeintlichen Hauptfigur nach etwa 30 Minuten in 70 rasch aufeinanderfolgenden Einstellungen unter der Dusche entledigt. Eine falsche Fährte von vielen, die Hitchcock in diesem mit Konventionen brechenden Klassiker legt – nur um am Schluss zur Erkenntnis zu kommen: An allem ist Mutter schuld! (Florian Widegger)
Di, 22.4., 20:45
FREUDvolles Kino
The Innocents
Die eifrige wie gutmütige Gouvernante Miss Giddens wird im England des 19. Jahrhunderts mit der Erziehung des Geschwisterpaares Miles und Flora beauftragt, die auf einem weitläufigen Landsitz leben. Dort haben sich schreckliche Dinge zugetragen, und die Geister der Vergangenheit scheinen ihren Tribut von den Lebenden einzufordern. Subtil, morbide und voller Anspielungen auf freudsche Symbolik (Blumen!): ein (un)heimliches Highlight der Schau! (Florian Widegger) Mi 30.4.: Mit einer Einführung vo
Mi, 23.4., 20:30
FREUDvolles Kino
The Virgin Suicides
Das viel beachtete Debüt von Sofia Coppola um fünf Schwestern in einer US-Kleinstadt der 1970er-Jahre. Unter der strengen Ägide ihres introvertierten Vaters und ihrer streng religiösen Mutter versuchen die Teenager, sich dennoch ihre Freiräume zu erkämpfen … Weibliches Erwachsenwerden findet hier seinen Fluss zwischen verbotener Abenteuerlust, heimlichem Begehren und einer Ohnmacht durch Ausweglosigkeit aus patriarchalen Strukturen. (Bianca Jasmina Rauch)
Do, 24.4., 18:30
FREUDvolles Kino
Im Keller
Ist Ulrich Seidl in gewissem Sinne ein Schüler Sigmund Freuds? Zumindest erweckt es hier den Eindruck, blickt sein Film untrüglich in die Keller von Herrn und Frau Österreicher – und somit unter die Oberfläche. Dort gehen sie ihren eigentlichen Bedürfnissen nach, ihren Hobbys, Leidenschaften und Obsessionen. Ulrich Seidl: »In unser aller Unterbewusstsein ist der Keller auch ein Ort der Dunkelheit, ein Ort der Angst, ein Ort der menschlichen Abgründe.« (Florian Widegger)
Do, 24.4., 20:30
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Poor Things
Bella Baxter ist die Schöpfung eines exzentrischen, andere würden sagen, verrückten Wissenschaftlers: Er ersetzte das Gehirn einer Selbstmörderin ausgerechnet mit jenem ihres ungeborenen Kindes und erweckt sie zu neuem Leben. Die erwachsene Frau mit den Baby-Manieren entwickelt im Lauf der Zeit aber ihren eigenen Willen. Sie entdeckt die Welt außerhalb des Labors – und damit ihren Drang nach Freiheit, ihren Wissensdurst und ihre Lust. Ihre unbändige Entwicklung offenbart die Heuchelei, die gesel
Fr, 25.4., 21:00
FREUDvolles Kino
The Seven-Per-Cent Solution
Der berühmte Meisterdetektiv hat die Spürnase voll – im wahrsten Sinne des Wortes: Dem Kokain verfallen, leidet er unter Wahnvorstellungen. Watson lockt ihn nach Wien, wo ihn der geniale Dr. Freud mittels Hypnose von seiner Sucht befreit, allerdings nicht, ohne seine Dienste bei der Suche nach einer verschwundenen Patientin in Anspruch zu nehmen … Die ungewöhnliche Krimikomödie besticht mit stilvollen Dekors und bestens gelaunten Darstellern.
Sa, 26.4., 20:30
FREUDvolles Kino
The Dark Knight
Nolan brachte mit seiner Trilogie eine neue Qualität nach Gotham City. Im Mittelteil ist Batman zum Zweifler geworden, der ein normales Leben führen und die Aufräum-Agenden endgültig an Staatsanwalt Dent abgeben will. Auf ihn hat es der Joker abgesehen, eine monströse Kreuzung zwischen Mephisto und Manson – sein Ass im anarchischen Spiel um die Stadt … Für seine unfassbare Performance wurde Heath Ledger posthum mit dem Oscar ausgezeichnet. (Silvia Breuss)
So, 27.4., 18:30
FREUDvolles Kino
Inside Out
Große Veränderungen stehen im Leben der 11-jährigen Riley an, als sie mit ihren Eltern vom Land in die Stadt zieht. In dieser Situation leisten die fünf Emotionen im Hauptquartier, dem Kontrollzentrum in ihrem Kopf, Schwerstarbeit. Gerade die optimistische FREUDE möchte Riley nur glücklich sehen. Doch durch ein Missgeschick verschwindet sie gemeinsam mit KUMMER tief im Gedächtnis – und es ist an ANGST, WUT und EKEL, den Schlamassel auszubügeln.
So, 27.4., 20:30
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The Matrix
Mit atemberaubendem Tempo, spektakulären Schauwerten und einem Cocktail aus Drogen- & Cyberästhetik sowie einer gehörigen Portion antiker Heldensaga schlägt MATRIX Ende des 20. Jahrhunderts das Publikum in den Bann und wirkt bis heute stilbildend. »Wie wirklich ist die Wirklichkeit?« – Watzlawicks Grundfrage, die der Film auf beeindruckende Weise durchexerziert, ist angesichts der Fortschritte im Bereich der Neurotechnologie aktueller denn je.
Mo, 28.4., 18:30
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The Virgin Suicides
Das viel beachtete Debüt von Sofia Coppola um fünf Schwestern in einer US-Kleinstadt der 1970er-Jahre. Unter der strengen Ägide ihres introvertierten Vaters und ihrer streng religiösen Mutter versuchen die Teenager, sich dennoch ihre Freiräume zu erkämpfen … Weibliches Erwachsenwerden findet hier seinen Fluss zwischen verbotener Abenteuerlust, heimlichem Begehren und einer Ohnmacht durch Ausweglosigkeit aus patriarchalen Strukturen. (Bianca Jasmina Rauch)
Mo, 28.4., 21:00
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Peeping Tom
Statt eines Freud-Biopics, das Marks ursprünglich mit Powell drehen wollte, verknüpfen die beiden das Konzept des sadistischen Voyeurismus mit dem Medium Film: Der männliche Protagonist ist hauptberuflich Kameraassistent und nur dann sexuell erregbar, wenn er seine weiblichen Opfer mit einer zur Stichwaffe umfunktionierten Kamera tötet und sein »Werk« anschließend auf der Leinwand betrachtet. Ein Meilenstein des selbstreflexiven Films.
Di, 29.4., 18:30
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Broken Flowers
Graue Haare hat er inzwischen, der einstige Frauenschwarm Don, der zu Beginn einen anonymen Brief auf rosa Papier erhält und erfährt, dass er einen Sohn hat. Eigentlich bewegt ihn diese Nachricht kaum, erst sein Nachbar bringt ihn dazu, sich auf die Reise zu den vier noch lebenden Ex-Freundinnen und potenziellen Müttern zu machen … Ein bittersüßer Road-Trip in warmen Farben, in dem Bill Murray einmal mehr den Meister des Understatements gibt. (Florian Widegger)
Di, 29.4., 20:45
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Mi, 30.4., 18:45
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The Innocents
Die eifrige wie gutmütige Gouvernante Miss Giddens wird im England des 19. Jahrhunderts mit der Erziehung des Geschwisterpaares Miles und Flora beauftragt, die auf einem weitläufigen Landsitz leben. Dort haben sich schreckliche Dinge zugetragen, und die Geister der Vergangenheit scheinen ihren Tribut von den Lebenden einzufordern. Subtil, morbide und voller Anspielungen auf freudsche Symbolik (Blumen!): ein (un)heimliches Highlight der Schau! (Florian Widegger) Mi 30.4.: Mit einer Einführung vo
Mi, 30.4., 20:45
FREUDvolles Kino
La pianiste Die Klavierspielerin
Erika hat es weit gebracht. Die Stellung als Professorin am Konservatorium soll sie für ihre entgangene Weltkarriere als Pianistin entschädigen. Das Bett teilt sie sich mit ihrer kontrollsüchtigen Mutter, bis sie eines Tages den jungen Studenten Walter kennenlernt … Mit Bildern, so verstörend wie Jelineks Sprache, führt er das neurotische Treiben seiner Heldin vor. Stefan Grissemann: »Körperlicher, kunstfertiger war Europas Kino lange nicht.«
Do, 01.5., 17:00
FREUDvolles Kino
Soljaris
Der Psychologe Kelvin wird auf eine den Planeten Solaris umkreisende Raumstation geschickt, auf der sich unerklärliche Dinge zutragen. Dort angekommen, findet er ein einziges Chaos vor. Von der ursprünglichen Besatzung sind nur mehr zwei übrig, die anderen starben unter mysteriösen Umständen. Eines Morgens erscheint ihm eine Frau, die seiner vor vielen Jahren verstorbenen Gattin aufs Haar gleicht … In Tarkowskis philosophischer Fabel materialisieren sich die geheimsten Wünsche, Ängste und Erinne
Do, 01.5., 21:00
FREUDvolles Kino
Bad Timing
Die junge Amerikanerin Milena wird eines Abends mit einer Tablettenvergiftung ins Spital eingeliefert. Inspektor Netusil beginnt mit seinen Ermittlungen – und mit ihm wir Zuseher … Das Wien der ausgehenden 1970er-Jahre drückt dem vielschichtig arrangierten Film seinen Stempel auf. Roeg: »Es war eine instabile Stadt, eine Grenzstadt … ein Ort mit verschiedenen Regeln und mit vielen Gefahren, mit viel Polizei und Spionen – das alles ist im Film.«
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